Elfriede Sobolewski (2O.6.1936 –18.1.2025)
Sie hatte eine besondere Gabe: Sie hat dir wirklich zugehört!“ So beschreibt einer der vielen Menschen, die zu Elfriedes Beisetzung kamen, wie sie sein Herz und das vieler anderer berührt hat. Auch als sie schwächer wurde, ihre Ohren standen weit offen.
Geboren wurde Elfriede in Rottweil am Neckar, am Fuße der Schwäbischen Alb. Wie viele Kriegs- und Nachkriegskinder musste auch sie früh zum Unterhalt der Familie beitragen. Ihr Herzenswunsch, Abitur zu machen, vielleicht sogar Ärztin zu werden, ging nicht in Erfüllung. Stattdessen arbeitete sie in einem französischen Kontor, wo sie auch die Sprache lernte, die sie ihr Leben lang liebte und pflegte. Als Au-pair-Mädchen ging sie dann für ein Jahr nach Paris. Dazu gehörte damals noch einiger Mut: Ihre Gastfamilie gab sie zu ihrem Schutz gelegentlich als Schweizerin aus – zu groß war oft noch der Hass auf „die Deutschen“. Später machte sie den Abschluss als Auslandskorrespondentin.
Auf einer Zugfahrt nach Köln lernte sie einen jungen Studenten aus Essen kennen; sie wird ihm auf ihre besondere Weise zugehört haben. Die Brieffreundschaft, die sich aus der kurzen Begegnung entsponn, wurde für beide zur Liebe ihres Lebens. Beide fanden Arbeit im Rheinland und begannen ein Abenteuer, das mehr als 65 Ehejahre andauerte. Rudi und Elfriede bekamen vier Söhne, sechs Enkel und fünf Urenkel geschenkt.
Durch ihre beiden Zwillinge, die Gen waren, lernte sie die Fokolar-Bewegung kennen. Sie selbst sprach von einem Wendepunkt in ihrem Leben. Als die Kinder größer wurden, fing sie wieder an zu arbeiten, mit zwei weiteren Freiwilligen in der Apostolischen Nuntiatur in Bonn. Ihr ausgleichendes Wesen half vielen auch in diesem bisweilen schwierigen Arbeitsumfeld. Wer sie näher kannte, wusste zudem ihre große Klugheit zu schätzen.
Wem zugehört wird, der ist zugehörig, wird Teil einer Gemeinschaft. Ursprünglich war die Beerdigungsmesse in einer Kapelle geplant. Doch schnell wurde klar, dass es die große Kirche sein musste. „So voll ist es hier sonst nur an Weihnachten“, wunderte sich eine Freundin. All diese Menschen – die Zuhörerin Elfriede hatte sie zum Leuchten gebracht.
Ein Beitrag von Gabi Ballweg, Foto: privat