NEUE STADT-Reise zu den Orten, wo die Fokolar-Bewegung entstand
Trient in Norditalien ist das erste Ziel unserer Busreise. Das 80-jährige Bestehen der Fokolar-Bewegung ist der Anlass, Orte ihrer Entstehung und Verbreitung in Italien zu besuchen. Zu 32 Personen sind wir im April 2024 unterwegs. In Trient lässt Luciano, ein italienischer Fokolar, die Anfangszeiten der Bewegung lebendig werden: Während des Zweiten Weltkriegs hatte sich Chiara Lubich hier mit 23 Jahren Gott geweiht, mit Freundinnen im Luftschutzkeller das Evangelium gelesen und sich von den Worten von Jesus treffen lassen. Sein Wunsch nach Einheit unter den Menschen begeisterte sie, und sie gaben alles daran, ihn in die Tat umzusetzen. Das versucht genauso die Fokolar-Gemeinschaft von Trient heute, die uns herzlich mit Panettone und Getränken bewirtet.
Luciano begleitet uns am folgenden Tag nach Tonadico.
In den kleinen Ort in den Dolomiten hatten sich Chiara Lubich und ihre Gefährtinnen und Gefährten im Sommer 1949 zurückgezogen. Zeitweilig stieß der italienische Abgeordnete Igino Giordani dazu. Aus einem Pakt mit ihm brach für Chiara Lubich und ihre kleine Gemeinschaft eine Zeit voller Licht auf, in der sich ihnen das Geheimnis Gottes näher erschloss. Ihr gemeinschaftliches Leben zog andere Personen an. In den Dolomiten kamen in den folgenden Jahren zur Sommerzeit immer mehr Menschen zusammen, auch aus anderen Ländern. Kleine „Städte auf Zeit“ entstanden, die „Mariapoli“ genannt wurden und sich nach 1959 in allen Kontinenten verbreiteten.
Die Bewohner von Loppiano, einer 1968 eingeweihten Siedlung der Fokolar-Bewegung in der Toskana, gestalten ihren Alltag aus demselben Geist wie Chiara Lubich und ihre Gemeinschaft damals in Trient. Einige von ihnen erzählen uns, wie sie in der internationalen Siedlung leben: unter den Familien, den Jugendlichen, im Universitätsinstitut Sophia.
Wir besuchen die moderne Kirche Maria Theotókos und verkosten Wein bei der 1973 gegründeten „Cooperativa Loppiano Prima“. Während ein Gewitter niedergeht, durchstreifen viele von uns die Bottega des Künstlers Ciro – Roberto Cipollone, in der Unmengen von gesammelten Holz-, Metall-, und Plastikstücken, Nägel, Schrauben, Seile und Werkzeuge lagern. Sie warten darauf, von Ciro zu einem Kunstwerk verarbeitet zu werden. Eine kleine Gruppe hat unterdessen bei „Gen Rosso“ zwei Mitglieder der Band ganz für sich. So kommt es zu einem Mini-Konzert mit Gitarre und Gesang und zu einer tiefen persönlichen Begegnung.
Unsere Reise führt nach Loreto, einem der bedeutendsten Wallfahrtsorte Italiens. Hierher soll das „Haus von Nazareth“ aus dem Heiligen Land gebracht worden sein, das einst Josef, Maria und Jesus bewohnt haben sollen. 1939 hatte Chiara Lubich an einer Pilgerfahrt nach Loreto teilgenommen. Wie uns Joachim Schwind nahebringt, bewegte die Vorstellung, dass sich zwischen diesen Wänden das Leben der heiligen Familie abgespielt hat, Chiara nachhaltig. Es inspirierte sie später zur Idee der Fokolar-Gemeinschaften, der verheiratete und ledige Menschen angehören, die sich Gott weihen und so miteinander umgehen, dass Jesus unter ihnen erfahrbar wird. Joachim, früher Chefredakteur der „NEUEN STADT“, war eigens vom Zentrum der Fokolar-Bewegung bei Rom angereist, wo er als Berater für den Bereich der Kommunikation arbeitet. Am Abend kamen wir noch mit ihm in ein Gespräch über die Umbrüche und die Zukunft der Fokolar-Bewegung. Davon ist vieles in einen Artikel von ihm in der Juli/August-Ausgabe der NEUEN STADT auf den Seiten 6-7 eingeflossen.
Wir besuchen auch zwei italienische Städte, die keinen Bezug zur Geschichte der Bewegung haben, uns aber die reiche Kultur und Geschichte des Landes nahebringen, in der sie entstanden ist: Arezzo, 80 Kilometer südöstlich von Florenz, ist etruskischen Ursprungs. Die Stadt hatte im 13. Jahrhundert ihre Blütezeit, was sich anhand ihrerStadtmauern, Kirchen, Kaufherrenpalästen und Patrizierhäuser noch erahnen lässt. Ravenna in der Emilia-Romagna zeigt sich uns von der Regenseite. Während es draußen schüttet, erklärt uns eine Stadtführerin die Mosaiken in der Kirche San Vitale und im Mausoleum der Kaiserin Galla Placidia. Sie wurden im fünften und sechsten Jahrhundert gebaut. Die Mosaiken stellen biblische Szenen, kirchliche Persönlichkeiten und weltliche Herrscher dar. Was ihre Pracht ausmacht, ist ihre Fülle, Farbigkeit und Lebendigkeit.
Eine Fahrt geht zu Ende, bei der die Gemeinschaft unter den Mitfahrenden gewachsen ist, die für viele aber auch neue Anstöße für ihr persönliches Leben mit Gott vermittelt hat, um gestärkt in ihren Alltag zurückzukehren.
Ziel der Neue Stadt-Reise 2025 wird in der ersten Märzhälfte die Mittelmeer-Insel Malta sein. Weitere Infos dazu in der Zeitschrift NEUE STADT oder über gabriele17.hartl@gmail.com .
Hier findet ihr einen ausführlicheren Bericht über die Reise.
Ein Bericht von Clemens Behr, Fotos von Clemens Behr, Gabriele Hartl, Pierre Alain Waefler