Zum Schweizerischen Dank-, Buss- und Bettag, zugleich der Internationale Tag des Friedens, versammelten sich in der Klosterkirche in Kappel (Zug/Schweiz) Menschen zu einer einzigartigen und tief beeindruckenden interreligiösen Feier.
Kriege erschüttern unsere Welt. Viele Menschen fühlen sich ohnmächtig und sorgen sich um die Zukunft. Vielen hat es die Sprache verschlagen oder sie haben keine Kraft mehr, über die Situation nachzudenken. Im Tagungszentrum des Kloster Kappel wurde am Wochenende 20./21.September 2025 im Rahmen der Tagung «Schule des Friedens» der Frage nachgegangen, wie wir heute glaubwürdig über Frieden sprechen können und wie wir konkret dazu beitragen können.
Sichtbares Friedenszeichen
Nachdem es am Samstag eher um politische Themen gegangen war, stand der Sonntag im Fokus der Religionen. Es war der Schweizerische Dank-, Buss- und Bettag und zugleich der internationale Tag des Friedens. In der Klosterkirche versammelten sich Leute aus Kirchgemeinden und Kursteilnehmende zu einer einzigartigen und tief beeindruckenden interreligiösen Feier.

Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Religionen und Glaubensrichtungen sowie Lokalpolitiker aus den umliegenden Ortschaften sassen zusammen im grossen Halbkreis im Chor der Klosterkirche und nahmen die Anwesenden mit auf eine Friedensreise der besonderen Art. Ob auf Arabisch, Hebräisch, Tamil, Suaheli, Französisch oder Deutsch, ob der Rabbi, der Imam, die reformierte Pfarrerin oder der katholische Pfarrer sprach – es ging immer um dasselbe.
Andreas Nufer, Leiter des Zentrums, schrieb uns anschliessend: «Ich glaube, wir konnten gemeinsam, unkompliziert und authentisch zeigen, dass Menschen aus verschiedenen Religionen und Vertreterinnen und Vertreter aus Staat und Politik zusammen feiern können.»
Imam Kaser Alasaad fasste es so zusammen: «Trotz der Verschiedenheit unserer Religionen vereinen wir uns hier und wünschen uns Frieden überall und mit allen Menschen. Frieden, Geborgenheit und Liebe, das ersehnen wir uns alle.» «… Ich bin sehr dankbar, dass ich bei euch im Gebet dabei sein durfte. Es war eine ehrliche, menschliche, offene und wunderbare Feier. Ich danke euch allen für eure guten Gefühle gegenüber den Mitmenschen, für eure Haltungen, eure Empathie und eure edlen Gebete. Solche Ereignisse sollten wir wieder erleben dürfen … »
Tersa-Luzia Wehrle: «… Man darf wirklich sagen, dass die Feier des interreligiösen Gebetes ein starker Moment der Gegenwart Gottes war. Zum Abschluss waren alle Beteiligten eingeladen, spontan einen Satz auszusprechen, was sie im Tiefsten in diesem Moment bewegte, was wir uns allen gegenseitig wünschen. Das war ein sehr eindrücklicher und bewegender Moment.»
Ein Teilnehmer an diesem interreligiösen Friedensgebet: «Es war eindrücklich und sehr berührend, mit euch allen den Eidgenössischen Dank- Buss-, und Bettag in Kappel mitzugestalten und mitzuerleben. Als viel bereister und in den verschiedensten Kulturen und Religionen dieser Welt gelebter Mensch, hat es mir einmal mehr gezeigt, dass wir Menschen alle denselben Wunsch haben: Den Wunsch nach Liebe, getragen und akzeptiert zu werden und dafür braucht es Respekt und Toleranz gegenüber allen Menschen, seien sie noch so verschieden. Und genau diese Werte gilt es auch in der Politik zu fördern und zu leben. Ich nenne dies Menschlichkeit, losgelöst von jeder religiösen Prägung. Diese Feier hat meine letzten Tage geprägt – danke allen für eure Menschlichkeit…».
Beim letzten Lied «What a Wonderful World» war die Atmosphäre in der Klosterkirche spürbar von Frieden und dem Gefühl des Einsseins geprägt: ein sichtbares Friedenszeichen! Nach dem Gebet blieben einige Akteure noch zum Mittagessen beieinander. Es ergaben sich weitere tiefe Gespräche.

Ein Beitrag von Bruno Frei, mit Auszügen aus dem Artikel von Marianne Voss, Affolter Anzeiger vom 23.09.2025. Die Fotos sind von Marianne Voss und privat.