250 Fokolar-Engagierte in Politik und Gesellschaft stellten sich bei einem internationalen Kongress vom 16. bis 19. Mai 2024 im Mariapolizentrum in Rom / Castelgandolfo die Frage, ob Frieden überhaupt noch möglich ist.
Unter dem Titel „Hoffnung umarmen – Frieden schützen – Dialog und Beziehung“ kamen die Teilnehmenden aus vier Kontinenten zusammen. Sie engagieren sich in unterschiedlichen Gruppierungen der Fokolar-Bewegung, z.B. der ‚Bewegung für eine Neue Gesellschaft‘ (Together4Humanity), beim 5.Dialog, bei der AMU (Azione Mondo Unito) oder dem Jugendprojekt Living Peace. Das Zusammentreffen sollte auch der Vorbereitung des Genfestes 2024 in Brasilien dienen.
Angesichts einer Welt, die „in Flammen steht“, war die Frage nach dem Frieden für alle eine Herausforderung.
Zutiefst berührende Erfahrungen der Teilnehmenden aus Krisengebieten wie Syrien, Libanon, dem Kongo, Philippinen und Mexiko, aber auch aus Brandherden des Rassismus in den USA zeigten, was geschehen kann, wenn Menschen Verantwortung übernehmen und sich als Werkzeuge für den Frieden gemeinsam mit anderen einsetzen.
Uns Europäern wurde dabei sehr deutlich, dass wir hier in Europa keinen dauerhaften Frieden haben werden, solange woanders Krieg tobt. So spürten wir zunächst alle Entmutigung, Enttäuschung und Ohnmacht angesichts der Kriege, die uns umgeben. Der Frieden ist zerbrechlich, er muss geschützt werden und – Frieden entsteht zunächst im ganz Kleinen.
Ein Teilnehmer drückte es so aus: „Ich möchte keine weiße Friedenstaube sein, die erhaben mit dem Ölzweig im Schnabel das Terrain überfliegt. Ich möchte sein wie ein Spatz auf der Straße, der überall ist und überall wirkt, wo es nur möglich ist.“
Doch es waren nicht unbedingt die Plädoyers auf der Bühne, die diese Tage prägten. Wir sind zusammen einen Weg gegangen: Wichtig war die bereichernde Begegnung, das Sich-Einlassen auf den/die je Andere/n, das gemeinsame Hineingehen in die schmerzlichen Situationen, das Aushalten der Tatsache, nicht fertige Antworten parat zu haben. Wir haben Hinhören, Respekt, Demut und Geduld geübt und gemeinsam den Blick nach vorne gerichtet, um neue Richtungen und Etappen zu entwickeln.
Anstelle von Workshops oder Gesprächsgruppen gab es acht verschiedene ‚Communities‘ (‚Gemeinschaften‘), jeweils zu unterschiedlichen Themen. Wir kamen immer wieder zusammen, um unsere Art des Dialogs einzuüben, ein Dialog, der uns in unserer Einstellung verändern kann und der uns verstehen lässt, dass wir alle Träger unseres gemeinschaftlichen Charismas sind. Wir wollen nicht in ideologischen Prinzipien erstarren, sondern sind berufen, am Frieden in dieser Welt mitzubauen.
Ein Beitrag von Illes Hertwich. Fotos von Edeltraud Strugholtz und Mathias Blanco.