Vor 15 Jahren öffnete das MITEINANDERHAUS in Augsburg nach jahrelanger Planung seine Tore. Dieser Geburtstag wurde am 1. November 2025 mit einer großen Gästeschar gebührend gefeiert.

Am Samstag zeigt sich das Gelände rund um das MITEINANDERHAUS von seiner schönsten Seite – die Natur hat in fröhlichen Herbstfarben festlich geschmückt und die Sonne lässt alles leuchten.
Im 4. Stock des Hauses sind schon am Vormittag eifrige Seniorinnen und Senioren unterwegs: Aus dem ganzen Haus müssen Stühle, Sektgläser und Suppenteller herangeschafft werden, um die 45 erwarteten Gäste inklusive der Bewohner angemessen zu bewirten; der Gemeinschaftsraum wird fröhlich geschmückt, die Technik ausprobiert (da hat’s noch geklappt, nur später nicht – wie üblich), einige verschwinden in ihre Küchen, um die Suppe für den Abend zu kochen.
Zwischendurch kriselt es ein klein wenig: alle sind gespannt, aber auch angespannt, ob wohl alles gut gehen wird. Ein Gedanke von Margaret Karram bringt die Gruppe zurück zum Eigentlichen: Wir können nur für den Frieden arbeiten, wenn wir in uns und unter uns Frieden haben. Und zwar den Frieden, den Gott uns schenkt.
Um 16 Uhr ist es dann soweit: Der Raum füllt sich. Neben den aktuellen Bewohnerinnen und Bewohner des Hauses kommt auch ein Ehepaar, das im Dezember einziehen wird. Außerdem sind alle da, die das Projekt – teilweise von Anfang an – begleitet haben, dazu etliche Freiwillige aus der Umgebung und Bernd Müller mit seiner Frau als Vertreter der Fokolar-Stiftung, der das Haus inzwischen eingegliedert ist.



Das Programm bietet zunächst einen Rückblick: Einige aus den ersten Tagen leben noch im Haus und erzählen, warum sie den Schritt damals gewagt haben. Unter ihnen Rosemarie, die die Wohnung damals über eine Anzeige gefunden hatte und sich von der Gemeinschaft und dem freundschaftlichen Miteinander unter allen sofort angezogen fühlte. In Wort und Bild wird all derer gedacht, die nicht mehr im Haus leben, viele sind entweder verstorben oder in ein Pflegeheim umgezogen. Bruno und Sigrid Czaputa, ohne die das Projekt wohl nie zustande gekommen wäre, werden per Zoom zugeschaltet, können dem Programm folgen und auch selbst einen Beitrag geben. Ein besonderes Geschenk ist die Anwesenheit zweier Kindern von Irmgard und Werner Hengge. Die Beerdigung von Irmgard war erst vor zwei Wochen, die Kinder räumen nun die Wohnung aus und sind ganz selbstverständlich mit dabei.



Der bisherige Vorstand und alle, die dem Projekt jahrelang mit Rat und Tat zur Seite gestanden haben, werden offiziell mit einem Geschenk und vielen Dankesworten aus ihrem Dienst verabschiedet. Aus ihren Antworten wird deutlich, wie sehr sie sich dem Haus verbunden fühlen und dass sie sicherlich weiterhin immer wieder herzlich gern gesehene Gäste sein werden.



Ein weiterer Höhepunkt: Berta aus der 3. Etage feiert just an diesem Tag ihren 95. Geburtstag. „So einen schönen Geburtstag habe ich noch nie gehabt“, kommentiert sie, nachdem ein beeindruckender Chor mit so vielen Stimmen das Geburtstagslied gesungen hat: „Der Herr segne dich!“
Nach dem Programm muss niemand gehen: Alle bleiben gerne und helfen mit, den Raum umzubauen. In großer Runde läßt man sich mit leckerer Suppe und köstlichem Nachtisch verwöhnen und genießt die Gemeinschaft.



Das MITEINANDERHAUS entwickelt sich weiter: Die Gruppe der Gründerinnen und Gründer wird kleiner, Neue kommen dazu. Aber es scheint zu gelingen, den Geist des Hauses zu bewahren, ein echtes Miteinander bei aller Verschiedenheit. Auf den 20. Geburtstag in fünf Jahren darf man also gespannt sein.
Was dieses Projekt genau ist, wurde bereits in einem anderen Artikel hier auf mariapoli.net erklärt. Außerdem findet sich in der November/Dezember-Ausgabe der Zeitschrift NEUE STADT ein Artikel darüber von Peter Forst.
Ein Beitrag von Ulrike Comes. Die Fotos sind von Robert Berzl, Regine Bolkart, Maria Schwake und Ulrike Comes.