Bernhard Pree (24.10.1970 –18.10.2023)

Mit sechs Jahren hatte Bernhard Pree (Linz) ein Erlebnis, das sein Leben prägte: „ Das Kind ist doch fast blind“, sagten Ärzte seinen Eltern. Nach einer Nacht des Haderns und der Dunkelheit, in der ihn seine Eltern liebevoll trösteten, sagte er: „Besser der liebe Gott hat mir einen klaren Kopf gegeben als gesunde Augen.“ Seine äußerst hohe Intelligenz und sein scharfer Verstand haben ihn nie im Stich gelassen und die Schwäche der Augen in den Hintergrund treten lassen. Sein „Schlecht-Sehen“ wurde zum täglichen Sprungbrett der Liebe.Durch seine Eltern hat er die Spiritualität kennengelernt und seit seiner Jugend ganz für sich entdeckt. Chiara Lubich gab ihm das Lebenswort „Wer liebt, bleibt im Licht“ (1 Johannes 2,10). Im Genteam machten wir starke Erfahrungen der gemeinschaftlichen Spiritualität. Bereits mit 22 hatte Bernhard sein Studium der Rechtswissenschaft abgeschlossen und trat in den Dienst des Landes Oberösterreich, wo er ab 2014 Richter war. Immer wieder musste er erfahren, dass ihm aufgrund seiner geringen Sehkraft die Fähigkeit für neue Herausforderungen abgesprochen wurde. Bernhard hat Grenzen genommen, wie sie sind. Er war gerade deshalb so glaubwürdig, weil er sie nicht verleugnete, sondern mit Liebe und Geduld Unverrückbares in neue Bahnen lenken konnte. – 2003 heiratete er Veronika. Ihnen wurden zwei Kinder, Jonathan und Johanna, geschenkt. Seine Familie war für ihn stets an erster Stelle; er war für sie da, mit offenem Ohr, einfühlsamen Worten und konkreten Taten.

Bernhard war vielseitig, stets fröhlich und kommunikativ. Er liebte es zu diskutieren, zu lachen, schrieb Lieder und Bücher. Wie kein Zweiter nutzte er das Telefon, begleitete viele Freunde und Bekannte, war Gesprächspartner, Seelentröster, Mutmacher und vor allem ein treuer Freund. Allen erzählte er von seinem Leben mit Gott, den er in freudigen wie schmerzlichen Erlebnissen als treuen Freund erlebte. Mit ihm war er beständig im Gespräch und dabei hat sich so manche Situation erleuchtet. 

Bernhard war ein unbeschwertes Kind Gottes, das durch seine körperliche Einschränkung tiefer sah als viele von uns und mit seinen Ohren mehr hörte, als wir je erlauschen werden.

Ein Beitrag von Karl und Gertrude Pühringer; Foto: Sophia Kircher