Vor und nach dem Genfest waren Margaret Karram und Jesús Móran mehrere Wochen in Brasilien unterwegs und besuchten Gemeinschaften der Bewegung. Ein Bericht in mehreren Etappen: hier Dreiländereck im Süden und Resümee

Wo die Flüsse Iguaçu und Parana zusammentreffen, grenzen Brasilien, Argentinien und Paraguay aneinander. Es handelt sich um die am stärksten befahrene Grenze Lateinamerikas. Der Tourismus ist die wichtigste Einnahmequelle der Region: Die Iguaçu-Wasserfälle sind mit einer Breite von 7,65 km die größten der Welt und gelten als eines der sieben Naturwunder der Erde.

Die Iguacu-Wasserfälle gelten als eines der sieben Naturwunder der Erde.

Arami Ojeda Aveiro, Studentin der Kulturvermittlung, zeigt die Geschichte der Region auf: „Der Konflikt zwischen Paraguay auf der einen und Argentinien, Brasilien und Uruguay auf der anderen Seite (1864-1870) war einer der blutigsten in Südamerika, mit sozialen und politischen Folgen für die gesamte Region. Andererseits gibt es auch viele kulturelle Gemeinsamkeiten, wie Musik, Gastronomie und volkstümliche Traditionen, die auf dieselben indigenen Wurzeln zurückgehen, wie die Yerba Mate Guaranì, ein typisches Getränk der drei Völker.

Die Kultur des Volkes der Guaranì ist eine der reichsten und repräsentativsten Südamerikas; sie ist ein lebendiges Zeugnis für die Widerstandsfähigkeit und Anpassungsfähigkeit eines Volkes, das seine Identität über Jahrhunderte hinweg bewahren konnte.

Hier endet die Reise von Margaret Karram und Jesús Morán nach Brasilien. In Foz do Iguaçu treffen sie die „Großfamilie“ der „trinationalen lokalen Fokolargemeinschaft“, die sich aus Menschen aller drei Länder zusammensetzt. „Es wäre unmöglich, uns als eine Familie zu fühlen, wenn wir nur auf unsere nationale Geschichte schauen würden“, sagte eine junge Frau aus Argentinien. Monica aus Paraguay, die zusammen mit Fatima Langbeck aus Brasilien zu den Pionieren der grenzüberschreitenden Gemeinschaft gehört, erzählte, dass alles mit einem täglichen Gebet begonnen hatte: „Herr, öffne uns den Weg, damit dein Charisma der Einheit unter uns erblühen kann“. Und: „Seit 2013 sind wir eine lokale Gemeinschaft und wollen eine andere Geschichte für dieses Land schreiben, eine, die bezeugt, dass Geschwisterlichkeit stärker ist als Vorurteile und Wunden. Uns eint Chiara Lubichs Gedanke, dass wahre Sozialität über Integration hinausgeht, weil sie gelebte gegenseitige Liebe ist. Unsere Eigenheiten und Unterschiede machen uns aufmerksamer füreinander; die Wunden unserer nationalen Geschichte haben uns gelehrt, einander zu vergeben.“

„El Sapukai“, ein paraguayischer Tanz, der mit (bis zu) drei Flaschen auf dem Kopf getanzt wird.

Die künstlerischen Beiträge zeugten von der Lebendigkeit und Aktualität der kulturellen Wurzeln der Völker in diesem Gebiet. Da waren Lieder der argentinischen Gemeinschaft, die vom „Litoral“, von der Küste, gekommen war; dann „El Sapukai“, der rhythmische paraguayische Tanz, der mit (bis zu) drei Flaschen auf dem Kopf getanzt wird; die Gruppe des Guaraní-Volkes stimmte ein Lied in ihrer Sprache an, in dem die „große Mutter“, der Wald, gepriesen wird.

„Ich wurde nicht von einem, sondern von drei Völkern umarmt“, sagte Margaret Karram am Ende. „Mein ganzes Leben habe ich davon geträumt, in einer Welt ohne Grenzen zu leben. Hier hatte ich das Gefühl, dass dieser Wunsch in Erfüllung gegangen ist. Ihr seid die Bestätigung dafür, dass nur die Liebe Hindernisse aus dem Weg räumt und Grenzen beseitigt.“

„Ich habe 27 Jahre in Lateinamerika gelebt“, fuhr Jesús Morán fort, „bin aber noch nie in diese Gegend gekommen. Ihr habt so viel Schmerz erlebt: Das Volk der Guaraní wurde seines Landes beraubt und vertrieben. Was ihr heute tut, ist wichtig, auch wenn es klein ist: Wir können die Geschichte nicht umschreiben, aber wir können vorwärts gehen und Wunden heilen, indem wir den Schrei des verlassenen Jesus aufgreifen. (…) Wir wissen, dass die Einheit die Antwort in dieser Welt ist, die eine Seele und Arme braucht, um eine wahre Globalisierung auf der Höhe der Menschenwürde zu schaffen.“

Zum Schluss ergriff Margaret noch einmal das Wort und erzählte, was sie in diesem Monat erlebt hatte: „Diese Reise hat in mir den Glauben, die Hoffnung und die Nächstenliebe gestärkt. 

Im Amazonasgebiet, am Rande der Welt, ist der Glaube gestärkt worden: Ich habe Menschen getroffen, die fest daran glauben, dass alles möglich ist, selbst die schwierigsten Dinge. (…) Von dort nehme ich diesen Glauben mit, der Berge versetzt, und den Mut, große Dinge zu träumen. 

Das Wort des Genfestes ist ‚Hoffnung‘. Wir haben diese Erfahrung gemeinsam gemacht: Die ganze Bewegung hat sich mit jungen Menschen und für junge Menschen engagiert. Es war auch ein ökumenisches und interreligiöses Ereignis, das viel Hoffnung gegeben hat.

Und schließlich die ‚Nächstenliebe‘, die ich heute hier unter euch gesehen habe und die wir in den vielen sozialen Organisationen mit Händen greifen konnten: die Fazenda da Esperança; die vielen Bewegungen und neuen kirchlichen Gemeinschaften in Fortaleza; das „UniRedes-Treffen“1), das alle sozialen Organisationen und kulturellen Einrichtungen Lateinamerikas zusammenbringt. All dies entsteht aus der Liebe zum Nächsten, aus dem Wunsch, sein Leben für sein Volk zu geben.

Von dieser Grenze hier geht eine Hoffnung für alle Fokolargemeinschaften in der Welt aus.  Im Dezember letzten Jahres habe ich das Projekt „Mittelmeer der Geschwisterlichkeit“ angeregt, in dem wir alle bereits laufenden und künftigen Aktionen zusammenfassen könnten, um den Frieden in dieser Region zu schaffen, die so sehr unter dem Krieg leidet. Von hier könnte ein ähnlicher Impuls ausgehen – für ein Projekt ‚Geschwisterlichkeit für Lateinamerika‘. Das vertrauen wir Maria an!“

Berichte über die weiteren Etappen finden sich hier:
Etappe 1: Amazonas-Gebiet

Etappe 2: Fortaleza

Etappe 3: Mariapoli Ginetta


Zusammengestellt von Gabi Ballweg nach Berichten von Stefania Tanesini auf focolare.org