Elisabeth Koschany (9.11.1930 – 31.5.2024)

Nach einer „ungemein glücklichen Kindheit“ in Breslau/Schlesien hat Elisabeth Koschany am eigenem Leib erfahren, was Not, Flucht und Vertreibung bedeuten. Über das Riesengebirge ging es unter dramatischen Umständen in die Tschechei und nach München. „Durch diese schwere Zeit hat die Liebe Gottes uns ständig begleitet.“

In München schaffte sie trotz ihres Flüchtlingsstatus („das hat man uns immer wieder spüren lassen“) ihren Mittelschulabschluss und fand einen Ausbildungsplatz als „Kontoristin“. Schon bald machte sie auch Nachtdienst bei der Bahnhofsmission, in der stillen Hoffnung den vermissten Bruder dort zu finden. Bei dieser Arbeit lernte sie den Priester Adolf Mathes (der „Prediger“) kennen, mit dem sie fast 30 Jahre für die Münchner Obdachlosen da war: „Ich hatte meine Berufung gefunden.“

Wenige Tage nach dem Tod des Predigers lernte Elisabeth die Fokolar-Bewegung kennen und fand darin eine neue, geistliche Heimat. Schon bald bekam sie von Chiara Lubich ein Wort für ihr Leben: „Dein Reich komme“ (Matthäus 6,10). Nach einigen Jahren im „Wort des Lebens“-Kreis entschied sie sich, das zu werden, was sie eigentlich schon war: eine Freiwillige. 1982 übernahm sie den Haushalt für das Priesterfokolar in Ottmaring, „wieder so etwas wie eine Männerfürsorge“, sagte sie mit unverkennbarem Schmunzeln.

1985 besuchte sie nach 40 Jahren ihre Stadt Breslau und fühlte sich innerlich aufgefordert, ihre Heimat endgültig den Polen zu schenken. Dann schuf sie das, was ihre Freunde scherzhaft die „Koschany-Polenhilfe“ nannten: Unzählige Hilfspakete gingen von Ottmaring über die Grenze. Und als es die Polen nicht mehr so nötig hatten, richtete sich Elisabeths Augenmerk auf ein Dorf in Bosnien. Als sie 2002 dafür „die Verdienstmedaille der Bundesrepublik Deutschland“ bekam, wäre sie „am liebsten auf und davon gelaufen.“ Zuletzt war sie besonders der Fazenda da Esperança verbunden. 

Mit großer Tapferkeit und Hingabe an den Willen Gottes nahm sie in den letzten Jahren eine sehr belastende Krebserkrankung an: „Ich habe schon das Ticket, und auch das Ziel. Mir fehlt nur noch das Datum.“ Wenn man sie besuchte, war davon meist wenig zu bemerken. Sie war fröhlich und ihre Tatkraft für die Armen ungebrochen.

Im April entschied sie sich, in ein Heim umzuziehen; nach einem kurzen Krankenhausaufenthalt hat sich ihr Gesundheitszustand rapid verschlechtert. Ihre letzten Worte: „Im Himmel kann ich wieder tanzen.“                              

Zusammengestellt von Gabi Ballweg, Foto privat