Ein besonderer Aschermittwoch: Die Teilnehmenden an der NEUE STADT – Leserreise wurden zum Abschluss ihrer Tage auf Malta von der lokalen Fokolar-Gemeinschaft eingeladen. Diese berichten von ihrer lebendigen Sozialarbeit auf der Insel.

Fast 50 Menschen drängen sich in den großen Raum im Untergeschoss des Frauenfokolars von Malta. 30 sind Teilnehmende der Leserreise, die anderen Fokolare und Freiwillige der maltesischen Fokolar-Gemeinschaft. Sie haben viel zu erzählen.

Marisa berichtet von einem Projekt, das von Fokolar-Präsidentin Margaret Karram ins Leben gerufen wurde: „Mediterrane Geschwisterlichkeit“. Menschen aus etlichen Staaten rund um das Mittelmeer sind beteiligt. Sie lernen sich kennen, reden über die jeweiligen Probleme, die zumindest bzgl. der Migrantenströme teilweise große Ähnlichkeit haben und tauschen sich aus über Aktivitäten und Lösungsansätze. Die Gruppe ist im Entstehen, aber für alle Beteiligten ist dieser Austausch enorm wichtig.

Victor indessen ist Kirchenmusiker. Während der Corona-Zeit besuchte eine ständig wachsende Gruppe von Philippinos die englischsprachige Messe. Er begann, sie nach und nach mit einzubeziehen, indem er mit ihnen Musik machte. So entstanden auf einfache, aber nachdrückliche Weise viele geschwisterliche Beziehungen.

Charles arbeitet seit seiner Pensionierung mit einer Nicht-Regierungs-Organisation (NRO) für ankommende Flüchtlinge. Neben allerlei konkreter Hilfe bei Wohnungs- und Arbeitssuche ist für ihn wichtig, dass sich die Menschen mit ihm angstfrei bewegen können – ein Luxus, den sie selten haben.

Maria und Sonia arbeiten in einem staatlichen Frauen-Projekt. Sie kümmern sich in einem Frauenhaus um Prostituierte, Drogenabhängige und Opfer häuslicher Gewalt. Außerdem gehen sie einmal wöchentlich in ein Frauengefängnis und machen mit den Insassinnen handwerkliche Arbeiten. „Nicht urteilen und nie die Hoffnung verlieren“ – das unterstreichen die beiden engagierten Frauen ganz besonders.

Auffällig bei all diesen Berichten konkreter Hilfe für die Mitmenschen: Nirgends spürt man auch nur einen Hauch von Aufopferung. „Wie kann ich nichts tun, wenn andere leiden?“, so drückt es Sonia aus. Ihnen allen ist es ein tiefes Bedürfnis, ihr Leben für die Einheit auf diese Weise zu konkretisieren.

Außerdem fällt auf, dass sie mit den wenigen Kräften, sie sie letztendlich haben, nicht versuchen, Eigenes aufzubauen. Vielmehr arbeiten sie in den vorhandenen Strukturen und arbeiten mit bestehenden NROs zusammen. Ihre Arbeit wird sehr geschätzt und sie können wesentliche Impulse geben.

Die deutsche Reisetruppe hörte sehr aufmerksam zu. Beim anschließenden Stehkaffee gab es viele Gespräche und Nachfragen, aber auch persönlichen Austausch. Und zum Schluss die gemeinsame Eucharistiefeier zum Aschermittwoch, Aschenkreuze mit Erde aus dem Fokolar-Garten und einer interessanten Sprachverwirrung – Hubertus Böettcher schaffte es, in einem Satz die deutsche, italienische und englische Sprache unterzubringen. Alle verstanden, was er sagen wollte: Vergänglichkeit und Aufbruch liegen nahe beieinander.

Beitrag und Fotos von Ulrike Comes.