Josefine Linke (5.5.1935 – 3.3.2025)
Als achtes von zehn Kindern musste sie mit der Familie aus Niederschlesien in die Nähe von Warburg fliehen. Die Erfahrung sollte ihr gesamtes Leben prägen. Genauso wie der Satz: „Aus dir wird sowieso nichts.“ Mit dreizehn verließ sie ihr Elternhaus für die Lehre, mit 18 lernte sie ihren Mann Josef kennen. Sie zogen sechs Kinder groß; Arbeit und Entbehrungen bestimmten den Alltag. – 1976 lernten beide die Fokolar-Bewegung kennen, wurden Freiwillige und lebten mit aller Entschiedenheit. Ihr Herz schlug für benachteiligte Kinder. Pflegekinder gehörten zur Familie, später auch alleinstehende schwangere Frauen, die hier ihre zunächst ungewollten Kinder zur Welt bringen und versorgen konnten. Immer wieder Herausforderung für die eigene Familie.
1989 zogen beide mit dem jüngsten Sohn nach Solingen. Viele haben Josefine als leidenschaftliche Köchin bei Treffen kennengelernt. Später wollten die beiden eine Weltreise machen. Auf Einladung Bruna Tomasi‘s begann diese in Südafrika. Not und Elend der Menschen traf sie so sehr, dass sie hier ihre Aufgabe sahen. Monika-Maria Wolff berichtet: „Josefine bin ich viele Jahre immer wieder begegnet. Zuerst in Köln, dann bei Einsätzen in Kenia, Südafrika, im Kongo. Am prägendsten ihre Aktivitäten für Kinder mit schweren Sehstörungen. ‚Maman Josefine‘ war allen bekannt. Mich hat sie beeindruckt mit ihrer immer fröhlichen, zuversichtlichen Art, Probleme anzugehen, ihrem Vertrauen auf Gottes Hilfe. Am Tor zum Paradies standen gewiss viele, die sagten: Ich war hungrig, heimatlos, blind …“
Josefine gründete einen Partyservice, der gesamte Gewinn ging in Projekte in Afrika. 2001 starb Josef. Josefine flog noch dreimal nach Afrika. Auch danach rührte sie die Not anderer, sie initiierte Mittagessen für Einsame und Kranke.
2019 zog sie in ein Altenzentrum in Menden, wo sie ihre Kinder großgezogen hatte. Hier lebte sie sich rasch ein, akzeptierte ihre Pflegebedürftigkeit. Im Januar 2025 entschied sie, dass sie bereit für das Paradies sei. In den neun Wochen bis sie in Frieden gehen konnte, konnten ihre fünf Kinder und deren Partner (der sechste war im Pflegeheim und starb während ihrer Beisetzung) neue Beziehungen zueinander und mit ihr aufbauen.
Zusammengestellt von Gabi Ballweg; Foto: privat