Die Freiwilligen Priester und die Fokolarpriester haben bei ihrem Kongress eine tiefe brüderliche Erfahrung des Miteinanders – der Synodalität – gemacht.

„Können wir Synodalität? Können wir das vielleicht sogar besonders gut wegen des Charismas der Einheit?“ Diese Frage hatte sich die Vorbereitungsgruppe des Kongresses der Freiwilligen Priester und der Fokolarpriester (siehe auch den Bericht auf: https://www.fokolar-bewegung.de/nachrichten/mit-hoffnung-voranschreiten) gestellt und zum Ausgangspunkt ihrer Programmüberlegungen gemacht. Synodalität heißt auf Deutsch: Weggemeinschaft. Da lag das Motto aus Psalm 84 nahe, welches eine ungewöhnliche Aussage macht: Je länger der Weg dauert, desto mehr Kraft hat man. Franz Sedlmeier erläuterte gleich zu Beginn, woran das liegt: Weil uns eine Sehnsucht antreibt und anzieht, die Sehnsucht nach Gott.

Es lag von Anfang an in der Luft, als die mehr als 120 Teilnehmenden vom 26.2. bis 1.3.2024 in Salzburg im Tagungshaus St. Virgil zusammen kamen: Unsere Sehnsucht nach Gott ist lebendig und sie erfüllt sich, weil der Auferstandene mitten unter uns ist wie ein unsichtbarer Weggefährte. Eine unbändige Freude und großer Friede waren spürbar. Überall sah man in den langen Pausen Gesprächsgruppen und das Lächeln auf den Gesichtern wurde nicht schwächer. Das galt auch, als auf der Bühne von sehr schweren und schmerzhaften Erfahrungen berichtet wurde, welche Priester durchmachen. Die brüderliche Einheit ist auch dafür tragfähig genug.

Es waren wohl auch der österreichische Charme und die ausgeprägte Gastfreundschaft, die sich positiv auf die Stimmung auswirkten. Die Salzburger Priester präsentierten ihre wunderschöne Stadt und beim Salzburger Abend tauchten alle ein in die Kultur des Ortes, zu der selbstverständlich Wolfgang Amadeus Mozart gehört, aber nicht nur.

Zwei Beiträge zeigten die Sicht der Katholischen Kirche Österreichs auf den weltweiten synodalen Prozess: Professorin Regina Polak aus Wien konnte aufgrund eigenen Erlebens eindrucksvoll schildern, dass Synodalität ein besonderer Umgangsstil ist, keine neue Theorie. Professor Roman Siebenrock aus Innsbruck, Experte in spiritueller Theologie und Kenner der Texte des „Paradies ‘49“ (Anm. der Red: Der Sommer 1949 war für Chiara und die ersten Fokolarinnen und Fokolare von einer sehr dichten geistlichen Erfahrung gekennzeichnet, die in diesen Texten festgehalten ist.) beschrieb das Charisma der Einheit als Schlüssel zu einer gemeinschaftlichen (also synodalen) Art, als Christ zu leben. Es tat gut, zu hören, wie ein Kenner des Zweiten Vatikanischen Konzils die Inspirationen Chiaras theologisch ernst nimmt.

Anregend und inspirierend waren die beiden Meditationen von Dirk Kennis und Gudrun Griesmayr. Sie griffen das Jahresthema der Fokolar-Bewegung auf. Die Einheit mit dem ganzen Werk Mariens wurde auch durch den Besuch der beiden weltweit Verantwortlichen der Priesterzweige deutlich, Vladislav Brokeŝ aus Prag (Freiwillige Priester) und Imre Kiss aus Rom (Fokolarpriester). Das wurde abgerundet durch Uschi Schmitt und Roberto Rossi, die Delegierten aus Wien, die eigens aus Augsburg anreisten, wo zeitgleich das ökumenische Bischofstreffen war. Für die Priester in der Fokolar-Bewegung ist die Einbettung in das Werk Mariens, welches ganz klar nicht klerikal, sondern von Laien geprägt ist, von unschätzbarer Bedeutung!

Für viele Anwesende waren die „synodalen Übungen“ in Kleingruppen ein Höhepunkt der Woche. Voraussetzung war das Bewusstsein, bereits den Heiligen Geist empfangen zu haben. Deshalb kann man sich freimütig ins Gespräch einbringen. Das aktive Hören auf den anderen bzw. die andere, verbunden mit Stille zum Hören auf die innere Stimme, bewirkte dann eine starke Vertiefung der Beziehung.

Am Ende des Kongresses und danach gab es starke Echos. Einer schrieb: „Das Treffen von Salzburg ist tief in mich eingedrungen und lässt mich nicht los … Ich habe kaum je eine Zeit erlebt, in der so viele Männer aus einer Bewegtheit heraus Tränen in den Augen hatten – auch ich.» Ein anderer sprach von einer so noch nie dagewesenen Leichtigkeit und ein Dritter sagte: «Für mich gibt es ein «vor Salzburg» und ein «nach Salzburg» – mein Leben hat sich verändert.»

Ein Beitrag von Matthias Hembrock und Christoph Sibbel; bearbeitet von Gabi Ballweg, Fotos von Klaus Honermann