Vor wenigen Tagen ist die Mariapoli der italienischen Schweiz in Loppiano (Florenz) zu Ende gegangen. Von Donnerstag, 30. Mai, bis Sonntag, 2. Juni, waren rund neunzig Personen, Kinder, Jugendliche und Erwachsene, aus dem Tessin und Poschiavo in die sanften Hügel des Arno-Tals nach Incisa gereist.
Loppiano, die erste „ständige Mariapoli“
„Die Idee“, eine Siedlung zu gründen, also eine Mariapoli auf Dauer, schreibt Chiara Lubich, die Gründerin der Fokolar-Bewegung, „enstand in Tonadico im Primiero-Tal, wo zwischen 1949 und 1959 acht der ersten zehn Sommer-Mariapolis stattfanden. In einer dieser Mariapolis, als ich von einer Anhöhe aus die Weite des Tals bewunderte, kam mir der Gedanke, dass der Herr eines Tages irgendwo eine Siedlung entstehen lassen würde, im Geist der Mariapoli, die gerade stattfand, aber dauerhaft; in meiner Fantasie stellte ich mir vor, wie sich das Tal mit kleinen und größeren Häusern füllte. […] Aber es gab noch einen anderen Moment, in dem die Idee der ständigen Mariapoli in meinem Kopf auftauchte. Als ich im Sommer 1962 in der Schweiz mit meinen ersten Wegbegleiterinnen und Wegbegleitern die Benediktinerabtei Einsiedeln bewunderte, die von Wiesen und Hotels umgeben ist, wurde mir klar, dass aus unserer Spiritualität heraus eine moderne Stadt mit Häusern, einer Kirche, Geschäften, Feldern, den verschiedensten Betrieben, Schulen, … entstehen würde.“
Als 1963 einige Ländereien des „Landgutes Loppiano“, das der Unternehmerfamilie Folonari aus Brescia gehörte, der Fokolar-Bewegung geschenkt wurden, konnte auf den hundert Hektar voller Weinreben und Olivenbäumen dieser Traum Wirklichkeit werden.
Unsere Mariapoli
In gewisser Weise erweckten wir zusammen mit den Einwohnern von Loppiano eine Mariapoli in der Mariapoli zum Leben. Momente der Vertiefung und solche des Gebets wechselten einander ab mit Augenblicken des Austauschs von Erfahrungen und freier Zeit für Spaziergänge: ein Programm „geeignet für Kinder, das auch für die Älteren passt“, wie es jemand ausdrückte.
Der Besuch einiger Orte in der Siedlung ermöglichte es, mehr über die Siedlung zu erfahren: der Gewerbepark „Lionello Bonfanti“, das Universitätsinstitut „Sophia“, das Zentrum für Kunsthandwerk „Ave“, die Ateliers der beiden in Loppiano ansässigen Künstler Hung und Ciro, der Friedhof und nicht zuletzt die Wallfahrtskirche „Maria Theotokos“, die von jedem Punkt der Siedlung aus zu sehen ist. In ihr erkundete unsere Gruppe jeden Winkel und versuchte, seine Bedeutung zu erkennen.
In Loppiano befinden sich Ausbildungsstätten für Fokolare, Ordenschristen, Priester, Familien und junge Erwachsene. Außerdem haben die beiden internationalen Musikensembles Gen Rosso und Gen Verde hier ihren Sitz.
Mit Gen Verde verbrachten wir einen ganzen Abend. Mit einigen Liedern und Lebensgeschichten, bei Fragen und Antworten gaben sie uns Einblick in ihre Arbeit und ihr Leben: Wie ihre Lieder entstehen; wie sie miteinander leben und wie Beziehungen die Grundlage ihrer Erfahrung sind, die bei jeder Aufführung, jedem Workshop und jeder Begegnung mit dem Publikum zur Gelegenheit werden, neben dem Hörerlebnis auch eine geistliche Erfahrung zu machen.
Einer der zentralen Momente des Tages, die Eucharistiefeier in der Wallfahrtskirche, gab einigen von uns, die zum Chor NOTE DI DONO gehören, die Möglichkeit, eine Messe mit Liedern der Gen Verde zu gestalten – und zwar in deren Gegenwart. NOTE DI DONO wurde ja kürzlich auf dieser Plattform ausführlich vorgestellt.
Die Kinder und Jugendlichen hatten eigene Programmelemente. Für Paare gab es ein Seminar mit dem Titel „Gut kommunizieren und streiten, um Familienkrisen vorzubeugen oder zu überwinden“, das Lucia und Umberto De Angelis entwickelt hatten. So bot jeder Moment Gelegenheit, Themen und Beziehungen zu vertiefen – auch die Mahlzeiten, die Zeit, die man auf der Reise verbrachte und selbstverständlich die Pausen an der Bar oder bei einem leckeren Eis. Am Sonntag ging es zurück ins Tessin. Bereits jetzt spielen einige mit dem Gedanken, den Aufenthalt in Loppiano zu einem jährlichen Termin zu machen.
Beitrag und Fotos von di Marco und Prisca Bianchi.