„Sie lebt als unser Vorbild, nimmt alles aus Gottes Hand an, nicht ‚ergeben‘, sondern mit innerem Frieden. Sie lamentiert nicht. Wir fühlen uns sehr reich mit ihr im Kernkreis“, so Marianne Kindermann über Gerti Herbrich, die nun ihren 100. Geburtstag feiert.

1924, das Geburtsjahr einer wunderbaren Frau: Gerti Herbrich. Sie hat die Freude – und lässt uns daran teilhaben – ihr 100. Lebensjahr zu vollenden! Geboren und aufgewachsen im Sudetenland (heute Tschechien), früh verheiratet, 1946 mit ihrem Mann und zwei kleinen Kindern umgesiedelt nach Deutschland / Buckow (40 km östlich von Berlin), schliesst sie sich auch hier der katholischen Pfarrgemeinde an.

Ihre Familie wird immer grösser, bis es schliesslich 11 Kinder sind. Als aktive, überzeugte Christen – ohne Mitgliedschaft bei Pionieren, FDJ, Jugendweihe – ist das in der sozialistischen DDR für alle Familienmitglieder herausfordernd.

Gertis Mann Albert muss körperlich schwer arbeiten, findet aber immer Zeit, mit den Kindern gemeinsam zu beten, zu singen, zu spielen. Bald wird Albert schwer krank, und nach seinem Heimgang 1969 sind weiterhin 8 Kinder zu Hause, der Jüngste ist 8.

Ein Jahr zuvor hat in ihrem Ort Buckow die erste Mariapoli stattgefunden. Pfarrer Carl Scharfenberger war von Chiaras Werk, vom Charisma der Einheit entflammt, so hat er auch Gerti zur Mariapoli eingeladen. Bei der Anmeldung hatte sie kein Geld, um das gleich zu bezahlen, aber dort sagte man ihr: „Gerti, du zahlst gar nichts.“ Das hat sie sehr berührt.

Im Anschluss an die Mariapoli fährt sie regelmässig nach Berlin zu Ruth Nocke. Dort, bei der Fokolar-Familie Nocke (Heinrich war ev. Pfarrer), lernen Gerti und andere das gelebte Ideal immer tiefer kennen. Diese übernatürliche Familie war ihr so lieb wie ihre eigene.

Bei einem Treffen in Berlin fragt sie jemand, ob sie nicht Freiwillige sein wolle. Sie ist begeistert vom Ideal, aber sie möchte nicht unüberlegt antworten und bittet Gott um ein Zeichen. In der Mittagspause setzt sich Pfarrer Timpe zu ihr und sagt ganz locker: „Na, Frau Herbrich, haben Sie schon ihre Berufung gefunden?“ In dem Moment wird ihr klar, dass ihr Weg bei den Freiwilligen sein sollte, und sie ist von Freude erfüllt. Obwohl inzwischen Witwe, kommt sie treu jede Woche zum Treffen der Freiwilligen Frauen (90 Minuten Weg mit dem Zug), 1984 – 1993 ist sie auch gemeinsam mit Barbara Nocke (ev.) verantwortlich für ihren Kreis.

Der erste Kernkreis von Gesamtberlin (Ost und West) nach dem Mauerfall findet bei Gerti statt. Sie lässt wissen, dass sie jeden Tag für die eine oder andere von ihnen besonders betet, sowie am Samstag für die Fokolare und am Sonntag für die Präsidentin und das Werk.

Marianne Kindermann bezeugt: „Ihrem Gebet entsprechend lebt sie als unser Vorbild, nimmt alles aus Gottes Hand an, nicht ‚ergeben‘, sondern mit innerem Frieden. Ob ein Enkel mit 8 Jahren verstarb oder auch ihr Jüngster schon im Himmel ist. Sie lamentiert nicht darüber, dass jemand nicht mehr in die Kirche geht, sondern schließt ihn besonders ins Gebet und läßt ihn/sie besonders ihre Liebe spüren. Die Groß-Familie wuchs und wächst auf heute über 50 Enkelkinder, an 30 Urenkel und inzwischen auch schon Ur-Urenkel. Wir konnten in den letzten Jahren bei ihren Geburtstagen die Liebe spüren und erleben, die sich in der Familie fortsetzt. Im Kernkreis ist sie konzentriert, singt gerne (und gut) und schaut natürlich am liebsten etwas mit Chiara an. Wir fühlen uns sehr reich mit ihr im Kernkreis.“

Gertis Gebet (von Gabriel Kruker)

JESUS –  mitfühlend und fragend schaust du mich an.
Du verstehst mich.
Dir bin ich wichtig.
Du nimmst mich an, so, wie ich bin.
Was auch immer war: Du verurteilst mich nie.
Du vergibst mir täglich neu.
Du trägst alles mit mir.
Du begleitest mich Tag für Tag, Stunde für Stunde.
Du machst mein Leben weit und gut.
Du gibst mir Zukunft, ja, eine ewige, glückliche Zukunft.
DANKE, Du bist mir und allen Menschen wahrhaft Freund.    Amen

Ein Beitrag von Marianne Kindermann, redaktionell bearbeitet von Dirk Kennis. Fotos: privat