Den Begriff „Kulturfokolar“ habt ihr vielleicht schon einmal gehört. Wer sich fragt, was damit gemeint ist: Hier ein kurzer Beitrag über seine Geschichte und sein Anliegen.

Gefragt nach der Erfahrung, die sie als Jugendliche Mitte der 1990er-Jahre in Ottmaring gemacht hatte, antwortete eine Slowakin, inzwischen Mutter und erfolgreiche Journalistin, 2018 so: „Hier habe ich Gleichheit erfahren, eine Gleichheit, die unsere Unterschiede nicht auslöschte. Hier bin ich Christin und Europäerin geworden. Europa braucht dieses Zeugnis nicht nur in der Ökumene, sondern auch in der Kultur, insbesondere zwischen Ost- und Westeuropa. Viele der Versprechen der 1990er-Jahre sind einer tiefen Ernüchterung gewichen. Das Problem ist nicht, dass wir uns nicht verstehen, sondern dass wir uns nicht mehr mögen.“

Dies war zusammen mit anderen Entwicklungen – auch innerhalb der Fokolar-Bewegung – einer der Impulse, das „Kulturfokolar“ zu beginnen: Es will Zeugnis ablegen von der Einheit in Vielfalt, ohne die Europa Gefahr läuft, seine „Seele“ zu verlieren; Zeugnis geben, dass die Liebe zwischen Ost und West möglich ist. 

Die Fokolarinnen und Fokolare (im Bild von links: Andrea Blaschke, Ewa Bak – polnische Fokolarin, die bei einem Besuch in Katowice durch die Stadt führt -, Maria und Hans Schwake, Peter Forst, Anja Lupfer, Gitti Otto, Herbert Lauenroth, Manfried Kögler) beschreiben ihre Erfahrung und Haltung so: „Der Weg begann mit einer sehr wichtigen Feststellung: Alles beginnt mit dem Zuhören. Nicht mit dem Dialog. Ohne die Fähigkeit zur Resonanz kann kein Dialog auf Dauer erfolgreich sein. 

Der Dialog auf Augenhöhe ist nur ein zweiter Schritt, dem die Bereitschaft vorausgehen muss, ‚Asymmetrien‘ zuzulassen, also Vielfalt, die ein tiefes Zuhören erfordert, was nur möglich ist, wenn man sich innerlich von der eigenen Geschichte, Sprache, den Gaben und Talenten löst. – Dies erfordert eine Haltung des hörenden Herzens (vgl. 1. Könige 3,9). Ein Herz, das verstehen will, welche Wahrheit, welche Liebe Christi sich hinter persönlichen, familiären oder sogar nationalen Traumata und Wunden, ja sogar hinter scheinbar fremden Positionen und Haltungen verbirgt. Dann entdecken wir uns als Brüder und Schwestern in Christus, der ‚die Mauer der Trennung durch sein Fleisch‘ (vgl. Eph 2,14-15) niedergerissen hat, und es entsteht eine Gemeinschaft, die Grenzen überschreitet und in der wir uns als Kinder des einen Vaters begegnen: Slowaken und Deutsche, Progressive und Konservative.“ 

Wer noch mehr über das Kulturfokolar lesen möchte, HIER geht es zum Jahresbericht.

Aus einem Beitrag von Peter Forst in ecclesia 4/2024, Foto: Kulturfokolar

20.03.2025 von: Gabi Ballweg in DACH, Dialoge
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