Irmgard Rettenmayr (7.2.1928 – 17.2.2025)

Sie war das 11. Kind; ihr Vater war selbstständiger Kaufmann und führte mit seinem Bruder ein Geschäft für Damenmode und Wäsche. 1936 zog die Familie nach Göppingen. Dort besuchte sie die Oberschule für Mädchen. Beim Bombardement auf Göppingen blieb die Familie verschont. Nach Kriegsende begann sie eine Lehre als Damenschneiderin, später die Ausbildung zur Directrice in der Textilfachschule. Diese Zeit der Armut hat sie sehr geprägt.

1948 entstand der „Wildensteiner Singkreis“, initiert und begleitet von einem Benediktinerpater der Abtei Beuron, der Musikstudenten und Interessierte suchte, um gemeinsam zu musizieren und Theater zu spielen. Sie trafen sich jährlich auf Burg Wildenstein im Donautal zu Singwochen. Dort befreundete sich Irmgard mit Familie Widmaier, erfuhr von der Fokolar-Bewegung und schloss sich dem Leonberger Wort des Lebens-Kreis an, bis sie sich entschied, in Göppingen selbst einen zu gründen.

Als Irmgards Vater 1952 starb, übernahm ihr Bruder das Modehaus; Irmgard leitete 35 Jahre die Filiale in Schwäbisch Gmünd. Durch das Stammhaus in Göppingen behielt sie den Kontakt zur Kirchengemeinde dort, in der sie sich gern engagierte – anfangs in Jugendgruppen, später im Kirchengemeinderat und der Erwachsenenbildung, wo ihr Rat und ihr feines, diplomatisches Geschick immer gefragt war. Sie habe dabei viel von der Fokolar-Bewegung gelernt wie den Umgang mit den Mitarbeitern, ein offenes Ohr und Haus für alle, die es gerade brauchten, die „Gütergemeinschaft“ und die „Wirtschaft in Gemeinschaft“. Sie und ihre Schwester Tilli fanden den Anschluss an den Kernkreis. Häufig traf der sich dort – immer war liebevoll ein Tisch und frisch gebackener Kuchen vorbereitet.

Aufmerksam und doch zurückhaltend lebte Irmgard die letzten Jahre; schwächer werdend, aber voller Zuversicht. Die Pastoralreferentin, die sie im Pflegeheim besuchte, brachte es bei der Trauerfeier auf den Punkt: „Nach ihrem Befinden gefragt, gab sie oft ausweichend Antwort, um dann zu fragen: Und, wie geht es dir?“ Als letzte der großen Familie durfte sie im hohen Alter von 97 Jahren heimgehen. 

Ein Beitrag von Gretel Widmaier und Ursel Wittmann; Foto: privat