Karl Pree (7.10.1934 – 22.9.2024)
Karls entbehrungsreiche Kindheit in einer kinderreichen Bauernfamilie im Mühlviertel war geprägt von Fleiß, dem Füreinander-Sorge-Tragen und großem Gottvertrauen. Von der Mutter, deren Bruder im KZ war, haben alle Kinder politischen Eifer mitbekommen. Nach der Matura finanzierte Karl sich als Werksstudent sein Jusstudium in Innsbruck und kehrte dann nach Oberösterreich zurück, wo er in Linz bis zu seiner Pensionierung bei der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt arbeitete. 1968 heiratete er Ingrid, wurde Vater einer Tochter und eines Sohnes. Verbundenheit und Sorge um die Familie im Kleinen und Großen lagen ihm stets am Herzen. Sein Leben war erfüllt vom Einsatz für seine Mitmenschen – mit Weisheit, Tatkraft, Geradlinigkeit und Großzügigkeit.
Durch eine Freiwillige kam die Familie 1973 mit der Fokolar-Bewegung in Kontakt. Karl war von den Erfahrungen mit dem gelebten Evangelium ergriffen. Er engagierte sich in kirchlichen und karitativen Vereinen, brannte für christlich-soziale Werte in der Politik, übernahm in der Arbeitnehmervertretung und als Kommunalpolitiker Verantwortung. Darin bestärkte ihn bei Treffen der „Neuen Gesellschaft“ die Begegnung mit Foco, Igino Giordani. Bis zuletzt interessierte er sich für Tagespolitik und Weltgeschehen.
Obwohl Karl seine starke Meinung mit Entschiedenheit vertrat, war er stets ein Brückenbauer und offen für den Dialog. Es war ihm ein Anliegen, das Gemeinsame vor das Trennende zu stellen, als Basis für ein friedvolles Zusammenleben. Er suchte Kontakt mit der muslimischen Gemeinschaft von Linz und fand in Zekeriya Eser einen Freund, mit dem er regelmäßig zu Begegnungen von Muslimen und Christen einlud.
Im vergangenen Jahr wurde Karls Liebe zu Jesus dem Verlassenen durch den Tod seines Sohnes Bernhard hart geprüft. Heuer im Juni erfreute ihn die Wahl seiner Enkeltochter ins Europäische Parlament. Im Beisein von Frau und Tochter durfte er sanft ins Paradies gehen, sicher freudig begrüßt von Bernhard mit einem seiner liebsten Lieder: „Du schenkst uns die Freude nach Tagen und Nächten …“
Ein Beitrag von Eva-Maria Kircher-Pree; bearbeitet von Gabi Ballweg; Foto: privat