Heute, am 16. Juli 2024, ist es genau 75 Jahre her, dass Chiara Lubich mit Igino Giordani den „Pakt der Einheit“ schloss und damit das „Paradies ’49“, eine Zeit besonderer lichtvoller und mystischer Erfahrungen, begann. Zu diesem Anlass haben wir einige Beiträge zusammengestellt.

Eine Nachricht von Margaret zum heutigen Tag:

Ihr Lieben alle in der weltweiten Fokolar-Bewegung,

Herzliche Festtagswünsche!
In diesem Jahr feiern wir 75 Jahre des Paktes zwischen Chiara und Foco: ein kostbares Geschenk, das wir immer wieder neu entdecken und verwirklichen werden.
Es freut mich, dass euch meine Glückwünsche aus Brasilien erreichen, wo die erste Etappe des Genfestes zu Ende geht. Hunderte junger Menschen haben sich in vielen sozialen Einrichtungen Lateinamerikas freiwillig engagiert, verbunden mit vielen anderen, die an lokalen Genfests in vielen Ländern der Welt teilnehmen.
Ich hoffe von ganzem Herzen, dass dies heute für alle ein besonderer Tag wird: ein feierlicher Moment des Miteinanders und der persönlichen Entscheidung, das eigene Leben für die Einheit einzusetzen.
Ich möchte es Chiara und Foco selbst überlassen, uns von der tiefen Erfahrung des 16. Juli 1949 zu erzählen. Deshalb sende ich euch ein Video, in dem es auch zwei Beiträge gibt, die uns helfen, die Bedeutung und große Aktualität dieses Paktes zu verstehen und bewusster zu leben.
Möge Gott diesen „planetarischen Pakt“, den wir gemeinsam erneuern, nutzen, um uns für das Leben des Himmels zu öffnen und der ganzen Welt Frieden zu bringen.
In Dankbarkeit,


Dies ist das Video, von dem Margaret in ihrer Nachricht spricht. Es werden die Ereignisse vom 16. Juli 1949 aufgegriffen, Chiara und Foco kommen zu Wort und viele Bilder helfen uns, in die Geschehnisse tiefer einzutauchen.
Während die Videos in italienischer und französischer Sprache von den römischen Profis erstellt wurden, mussten wir die Synchronisation des deutschsprachigen Videos sehr schnell in „Heimarbeit“ hinkriegen. Es ist nicht perfekt, wir hoffen, ihr könnt trotzdem folgen.


Und zum Schluss etwas ganz Besonderes: Ein Text, in dem Chiara selbst zu Wort kommt. Sie beschreibt, was geschehen ist, aber nicht, indem sie den Ablauf erzählt, sondern in einer meditativen und interpretierenden Rückschau. Den Text haben wir gefunden in dem Buch „Dreifaltige Einheit“ aus dem VERLAG NEUE STADT.

„Wir verstanden: Wenn wir uns in eins verzehrten und die Einheit zur Basis unseres Lebenswegs machten, waren wir Jesus, der unterwegs war. Er, der Weg, wurde in uns zu einem, der selbst auf dem Weg ist.
Und wir waren nicht mehr wir, sondern er in uns: er, göttliches Feuer, das unsere beiden grundverschiedenen Seelen zu einer dritten Seele verschmolz – in die seine, die ganz und gar Feuer war. Deshalb waren wir einer und drei. Jesus und Jesus in ihm (= Foco); Jesus in mir; Jesus unter uns. Der Ort, der uns aufnahm, war ein Ziborium [Hostienkelch) mit einem oder drei Jesus.
Wir wurden zu Jesus, und weil wir zu Jesus wurden, wurden wir zu Maria.
Und Jesus in mir trat vor den Tabernakel, um sich mitzuteilen, denn dem Bruder konnte er sich nicht mitteilen, weil der Bruder ich war, Jesus war.
Und das Herz braucht die Mitteilung so wie das Leben. 
Doch wem? Wie? Wer bleibt ihm darüber hinaus? Ist nicht alles getan? Und doch: Selbst Jesus zu sein, ohne Gemeinschaft zu sein, ist eine Qual, ist der Tod, und deshalb nicht Jesus, der Leben und Freude ist.
Und über die Lippen kam mir – Ausdruck des Geistes – ein einziges Wort: Vater!
Und alles war vollbracht. Nichts fehlt mehr. Ich habe meine erste Liebe wiedergefunden: Gott-die-Liebe, Vater.
Und das Leben Jesu erschien mir nun ganz auf einen Einzigen ausgerichtet zu sein, der größer ist als ich, auf den, der allein ,der Gute‘ ist: der Vater.
Und ich hörte erneut die Antwort an die Apostel, dass Beten heißt, wenige Worte zu machen: Vater unser.
So verliert sich Jesus in den Vater. Und wenn er sagt, dass wir den Vater in seinem Namen bitten sollen, dann deshalb, weil er gesagt hat: ,Wer mich sieht, sieht den Vater.‘
Wir sind Söhne und Töchter im Sohn, der im Vater ist.
Und Jesus an unserer Seite schaut nur auf einen Einzigen und lässt uns nur auf einen Einzigen schauen: den Vater.
Er ist an unserer Seite und in uns, denn durch seine Augen schauen wir auf den Vater.
Wenn die Nacht sich herabgesenkt hat, ist die Welt, ohne Sonne, erleuchtet vom Mond und von den Sternen.
So tragen die Menschen, die in Jesus sind und nicht zum Vater gefunden haben, die Jungfrau und die Heiligen im Himmel ihrer Seele und schauen auf sie.
Aber wenn die Sonne aufgeht, verschwindet der Mond, verschwinden die Sterne, und obgleich sie da sind, sind sie verloren im Licht der Sonne: Das Licht, das von der Sonne ausstrahlt, ist Jesus, und die Sonne ist der Vater.
Mögen unsere Seelen nur auf den Vater schauen.
In ihm werden sie Maria und die Heiligen wiederfinden, die Gott geworden sind. So wollen die geliebte Mutter und die Brüder und Schwestern dort oben angeschaut werden, denn ihr Paradies ist der Vater.“

Aus: „Dreifaltige Einheit. Über die mystische Erfahrung von Chiara Lubich“ 
Herausgeber: Stefan Tobler und Judith Povilus
© VERLAG NEUE STADT 2021, S. 46-48

Dieses Buch ist wirklich sehr lesenswert, die meisten von uns dürften es bereits haben. Beginnend auf Seite 42 stellt Stefan Tobler den obigen Text in einen größeren Zusammenhang und erklärt viele Hintergründe, die das Verstehen erleichtern.

Fotos von Ulrike Comes.