Was das Leben der Fokolar-Bewegung in der D-A-CH-Zone prägte. Ein konzentrierter Rückblick auf das Jahr 2024/25.
Wie immer am Ende eines „Fokolar-Bewegungs-Jahres“ haben Uschi Schmitt und Roberto Rossi das Leben der Fokolar-Bewegung in der D-A-CH-Zone in einem Bericht für das Internationale Zentrum gebündelt. Dabei stützten sie sich auf die Rückmeldungen aus den Zweigen, Dialogen, Bewegungen und Zonetten. Auszüge aus dem Bericht.
Drei vorrangige Themen
Das Leben hat sich an drei Linien entfaltet, die sich aus dem Austausch im Zonenrat ergeben und uns geholfen haben, das Jahresthema „Nähe“ im Alltag zu leben: a) Engagement für den Frieden, b) neue Generationen, c) Begegnungsräume schaffen für Menschen, die sich keinem Zweig, keiner Bewegung zugehörig fühlen.
a) Engagement für den Frieden
Jeden Monat gab es einen konkreten Impuls für einem Friedensweg. Schritte und Erfahrungen konnten alle auf einer Online-Plattform teilen. Es gab viele Initiativen von Gruppen und Einzelnen, aber auch Briefe, in denen die Unzulänglichkeit unserer Bemühungen zum Ausdruck kamen wie auch Vorschläge, noch mehr zu tun und zu beten. Zeichen der Hilflosigkeit, aber auch der Hoffnung; man spürt die Notwendigkeit, sich „von unten“ einzusetzen, um eine Kultur zu schaffen, die keinen Krieg hervorbringt.
In diesem Sinn ist der interreligiöse Dialog, als Dialog an der Basis, sehr lebendig und bleibt eine Priorität. Es gab regionale Treffen, informelle und institutionelle Kontakte, gemeinsame Gebete für den Frieden. Viel Wertschätzung zeigte sich in mehreren Solidaritäts- und Freundschaftsbekundungen, die muslimische Verantwortliche anlässlich des Todes von Emmaus und des Briefes von Margaret vom Juli 2025 (über das Bündnis der gegenseitigen Liebe als Grundlage für den Frieden) zum Ausdruck brachten. Zum ersten Mal fand ein Workshop zum interreligiösen Dialog im Rahmen einer Veranstaltung von „Miteinander für Europa“ (in München) statt.
b) Neue Generationen
Gen3/Gen4: Seit Jahren bringt sich ein große Gruppe als Assistenten für diese Altersstufen ein und ermöglicht ihnen, positive Erfahrungen zu machen. Es gibt immer öfter Begegnungen und Schulungskurse in lokalen Gemeinschaften, bei Treffen für Familien und überregional. Sie bewirken, dass sich die Kinder und Jugendlichen in der Bewegung, den Kirchen und der Gesellschaft einbringen.
Gen2/Jugend: In einigen Zonetten gibt es junge Menschen, die nach prägenden Erfahrungen als Gen3 oder einem Aufenthalt in einer Modellsiedlung das Leben als Gen vertiefen wollen. Das Gen2-D-A-CH-Team, das sich nach dem Genfest neu formiert hat, unterstützt seit Jahren das Gen-Leben in der Zone, auch mit Schulungsangeboten. In Österreich gibt es eine feste Gruppe, die vieles anstößt: den Dialog mit Muslimen, Friedensaktionen (unterstützt durch die Initiative Dialop), Gen3-Aktivitäten bis hin zu einem nationalen Kongress.
Das internationale Genfest in Brasilien, an dem 40 Jugendliche teilnahmen, kam vor allem mit den sozialen Aktivitäten gut an. Das Genfest in Ottmaring haben die Jugendlichen selbst angeregt und durchgeführt; dabei brachten sich auch Erwachsene und die in der Siedlung anwesenden Flüchtlinge aus der Ukraine ein. Generell sind die Gen und Jugendlichen sehr offen für die „älteren Generationen“. Gemeinsam unterwegs sein ist der richtige Weg.
c) Raum für alle schaffen
„Familie sein“ hatte Margaret immer wieder angeregt. Dies erfordert eine Sensibilisierung aller. Es gibt positive Beispiele, wie die Öffnung der Zonenkongresse der Freiwilligen für alle, die teilnehmen wollten. Ohne die Besonderheit der Berufung aus den Augen zu verlieren, waren die Tage geprägt von der Atmosphäre der Familie, in der jeder geeignete Unterstützung für sein Leben mit Gott finden konnte.
Die gut besuchten Familientreffen sind Modell für Beziehungen zwischen den Generationen, neue Formen der Gemeinschaft und der Vertiefung der Spiritualität. Dieses Jahr fanden sie in Baar, Stapelfeld (Münster), im Tessin und in Österreich mit jeweils 150 bis 200 Teilnehmern statt. Insbesondere für Familien besteht der Bedarf, dass die Netzwerke das ganze Jahr über bestehen, nicht so sehr als Kurse für Paare (die derzeit weniger gefragt sind), sondern für ganze Familien.

Zweige und Bewegungen
Einige Beispiele. Unter den verschiedenen Lebenszeugnissen möchten wir das der Ordensmänner und -frauen hervorheben, das sich durch große Treue auszeichnet: Nähe im Gebet und Zeugnis an vorderster Front, wie bei der Unterstützung von „Miteinander für Europa“. Sie haben originelle Wege der Begegnung und des regelmäßigen Austauschs gefunden und schreiben uns regelmäßig ihre Erfahrungen. Auch in diesem Jahr haben sie wieder die „Ottmaringer Tage“ (online) als offene Begegnungsmöglichkeit angeboten.
Für die Priester möchten wir ihren jährlichen gemeinsamen Kongress (Freiwillige und Fokolare) hervorheben, eine Erfahrung, welche die Notwendigkeit eines intensiveren Austausches zwischen den Zweigen gezeigt hat. So sind weitere Initiativen und ein Kongress im Jahr 2026 geplant.
Fokolar-Familien. Sehr wichtig war der Kongress mit Hennie und Eric Janssen [ vom Zentrum] und der anschließende Besuch bei mehreren älteren Familien in Ostdeutschland. Zu den Themen des Kongresses gehörten das besondere Engagement von Fokolar-Familien, die Suche nach Räumen und Wegen der Gemeinschaft mit Ehepaaren, von denen nur einer Fokolar ist, und das – berührende – Zeugnis von Witwen und Witwern.
Ökumene. In der institutionellen Ökumene gibt es derzeit wenig Perspektiven. Einerseits wird ökumenisches Miteinander in der Praxis als selbstverständlich angesehen, andererseits mangelt es auch unter uns oft an Sensibilität. In Zukunft ist eine Zusammenarbeit mit anderen Dialogen angedacht, weil die Frage nach dem Sinn des Glaubens im Allgemeinen oder andere polarisierende Themen bei den Menschen, denen wir begegnen, drängender sind. Eine weitere Perspektive für die Ökumene ist „Miteinander für Europa“, ein charismatischer Ansatz, den wir vielleicht noch nicht in seiner ganzen Tragweite begreifen.
Leben der Aspekte
Rot – Gütergemeinschaft und Arbeit: In der Zone haben wir die internationale Rot-Werkstatt zum Austausch zwischen Zweigen, Bewegungen und Vereinen über die Gütergemeinschaft wiederholt. Der Wunsch, sie zu leben und dabei Synergien zu nutzen, ist gewachsen. Wir haben festgestellt, dass die Gütergemeinschaft der Zweige zugenommen hat. Allerdings sind unsere Strukturen nicht auf neue Formen vorbereitet, die notwendig wären, um Menschen einzubeziehen, die weniger formell integriert sind. Eine Gruppe hat das im Blick.
Orange – Zeugnis und Ausbreitung: Die Mariapolis sind gut besucht, haben verschiedenste Formen und bringen typische Früchte. Sie sind oft interkulturell, ökumenisch, interreligiös und spiegeln die Kultur der Region wider.
Gelb – Spiritualität und Gebet: Das Jahresthema wurde sehr gut aufgenommen; das Wort „Nähe“ ist ein ansteckender Slogan. Bei Treffen, in unseren Zeitschriften und den Medien wurde das Thema vertieft, auch um die verschiedenen Nuancen zu vertiefen.
Grün – Natur und Leben: Trotz der inzwischen gut etablierten Strukturen ist der „Schutz der Person“ immer ein Thema; neue Nuancen werden entdeckt, Fragen tauchen im Zusammenhang mit neuen Erkenntnissen und vertiefter Sensibilität auf. Eine Zonette hat eine Schulung zum Thema Missbrauch für diejenigen angeboten, die dies wünschten, und auch das Gespräch mit Gruppen der Bewegung gesucht, nachdem ein Fall in der lokalen Gemeinschaft zu Spannungen geführt hatte.
Zunehmend wichtig ist die Begleitung und das Zusammenleben mit älteren Menschen. Es gibt verschiedene Initiativen wie den Newsletter für Freiwillige, die für Kranke beten, oder die Gruppe „Golden Age“: Fokolarinnen und Fokolare, die sich im Rahmen von Online-Treffen mit den Fragen des gemeinsamen Älterwerdens auseinandersetzen. Der zunehmend herausfordernden Aufgabe möchten wir uns bewusst stellen; in der Dynamik Gottes ist sie genauso wertvoll wie die Arbeit mit jungen Menschen.
Blau – Harmonie und Umwelt: In Ottmaring ist der Mietvertrag für die Unterbringung von Flüchtlingen aus der Ukraine verlängert worden. Die Erfahrungen sind nach wie vor positiv. Eine Familie hat sich entschieden, in die Siedlung umzuziehen, eine andere hat ähnliche Pläne.
Die anderen Mariapoli-Zentren (Baar, Wien, Solingen) arbeiten nachhaltig und sind Orte des Lichts und des Zusammenhalts für die Gemeinschaft, die sie nutzt, aber auch für Gruppen von außen – die Mehrheit –, die den Stil und das Ambiente schätzen.
Indigo – Weisheit und Studium: Die gemeinsame Fortbildung bestand im eingehenden Studium des Statuts – durch die Lektionen der UPM, die jeweils gut übersetzt wurden. Die Rückmeldungen zeigen: Dankbarkeit für dieses Geschenk, das die Bedeutung des Statuts aufzeigte und Verständnis für die Geschichte und die Entwicklung des Werkes vermittelte. Es gibt aber auch eine gewisse Verwunderung darüber, dass sie nicht, wie von der letzten Generalversammlung gefordert, angepasst wurden.
Violett – Einheit und Kommunikationsmittel: Das Medienteam arbeitet an der Weiterentwicklung des Kommunikationskonzepts. Die Homepage wird modernisiert und wir sind jetzt auf Instagram und anderen sozialen Medien präsent. Für den Verlag arbeiten wir an zukunftsfähigen Wegen, die in das Medienkonzept integriert sind.

Zonetten
Die Zonetten sind der zentrale Ort des Lebens der Bewegung; der Zonenrat ist ein Ort der Gemeinschaft, der einige Hinweise geben kann, aber neue Ideen und Wege entstehen in den Regionen. Online-Treffen sind zwar eine unverzichtbare Unterstützung, aber die „großen Dinge“ geschehen in der persönlichen Begegnung vor Ort.
Sowohl das Leben der Zonetten wie auch der Regionen wird von Menschen unterschiedlicher Berufungen getragen. In den kommenden Jahren wird dies die Regel sein. Dies erfordert ein Bewusstsein dafür, wie Gott die Talente verteilt und uns in die Zukunft führt. Angesichts des Engagements so vieler ist es notwendig, ihnen einen rechtlichen Rahmen zu geben, in dem verantwortliche Aufgaben des Werkes, die bisher ausschließlich Fokolaren vorbehalten waren, anderen Berufungen übertragen werden können.
Fazit
Mit herzlichem Dank an jene, die wir hier nicht erwähnt haben, vor allem an jene, die im Stillen oder durch ihr Leiden einen wertvollen Beitrag leisten, leben und beten wir, dass alle immer die Wärme und Freude der Gegenwart Jesu unter uns und in ihren Herzen erfahren.
Aus dem Jahresbericht von Uschi Schmitt und Roberto Rossi; leicht gekürzt von Gabi Ballweg für das Mariapoli-Heft 5/2025, Fotos: unsplash.com/Pascal Bullan (2); unsplash.com/Vitor Machando