Muslime, Juden und Christen haben bei einem Trialog-Treffen darüber gesprochen, welche Bedeutung der Stammvater für die jeweilige Religion hat.

Zu einer „Begegnung der Söhne und Töchter Abrahams“ hatte die Gruppe des Interreligiösen Dialogs in der Fokolar-Bewegung vom 1. bis 3. Oktober ins Exerzitienhaus Haus Werdenfels bei Regensburg eingeladen. An dem Seminar nahmen etwa 100 Personen teil: Juden, Muslime und Christen. Gemeinsam gingen sie der Frage nach, welche Bedeutung Abraham in der jeweiligen Religion hat und was er uns heute noch sagen kann.  

V.r.: Benjamin Kochan, Andreas Renz, Merdan Günes, Moderatorin Teresa Mühlig Foto: Rudolf Kilgert

Dazu standen sowohl theologische Reflexionen über die Berufung des Stammvaters Abraham wie auch Lebensberichte aus dem Alltag auf dem Programm. Rabbiner Kochan von der jüdischen Gemeinde Regensburg, Andreas Renz, Dialogbeauftrager der Erzdiözese München-Freising, Merdan Günes, islamischer Theologe aus Osnabrück sowie Franz Sedlmeier, Alttestamentler aus Augsburg, haben als kompetente Referenten die verschiedenen Facetten des Auftrags Abrahams beleuchtet und in die Zeit von heute gestellt: sein Gottvertrauen, seine Treue, seine unerschütterliche Hoffnung sind Vorbild und Ansporn auch heute. 

Als Beispiele für den „Dialog des Lebens“ erzählte beispielweise eine Familie aus Syrien, wie konkret Dialog in Not sein kann. Des Weiteren wurde ein interreligiöses Klimaprojekt „greening Africa“ vorgestellt, sowie Coexister, eine Jugendbewegung, die sich der Verständigung unter Religionen widmet. 

Gastfreundschaft in der jüdischen Gemeinde beim Laubhüttenfest Foto: Rudolf Kilgert

Diese Berichte von Juden, Christen und Muslimen zeigten im Konkreten, wie sich aus einem oberflächlichen Kennenlernen tiefere Beziehungen und sogar langjährige Freundschaften entwickeln können. So gelebte echte Geschwisterlichkeit ist die Grundlage, ja der Königsweg für mehr Frieden in der Welt, wie auch Papst Franziskus immer wieder betont.

Bereichert wurde die Veranstaltung durch zwei Kulturabende: einer mit dem Ensemble „Abrahamitisches Trio“ aus einer Jüdin, einem Christen und einem Muslim, der andere mit einem Ausschnitt des Pop-Oratoriums „Hagar“. Hagar, die junge Sklavin von Sara, verkörpert die Situation von Vertreibung, Flucht und Neuanfang, ein aktuelles Thema unserer Zeit. 

Ein weiterer Höhepunkt war der Besuch der Synagoge und der neuen Moschee in Regensburg. Die große Gastfreundschaft der jüdischen Gemeinde zum Laubhüttenfest beeindruckte. 

Zu Besuch in der neuen Moschee Regensburg Foto: Rudolf Kilgert

Auch heikle Anfragen blieben nicht aus. Trotz vieler Gemeinsamkeiten, die nicht zuletzt in den Heiligen Schriften der einzelnen Religionen zu finden sind, bleiben Unterschiede, Unverständliches, Anfragen auf allen Seiten. 

Als Resumée aus diesen Tagen ist festzuhalten, dass gerade Unterschiedlichkeiten zu genauerem Hinhören, Verstehen anregen. Sie fordern heraus, umso mehr den eigenen Glauben neu zu leben und zu vertiefen und gleichzeitig die je andere Meinung stehen zu lassen.         

Ein Beitrag von Gerti Kilgert, Redaktion Gabi Ballweg. Fotos von Rudolf Kilgert