Rosanna Brusadelli, Freiwillige aus Baar, war ein Jahr lang in der Mariapoli Victoria in Man (Elfenbeinküste) im Einsatz. Als pensionierte Pflegefachfrau konnte sie eine großartige Hilfe leisten. Hier berichtet sie von ihrer Erfahrung.
In der Mariapoli Victoria in Man hat die pensionierte Pflegefachfrau von Montag bis Freitag vormittags im «Centre Medical Focolari» gearbeitet. «Die Arbeit in der Tagesklinik macht mir grosse Freude», schrieb sie. «Ich staune sehr, wie alles auch ohne Computer funktioniert. Das System ist sehr einfach, aber klug ausgedacht und das Allerwichtigste: es funktioniert. Was mich am meisten freut ist, dass auch die Ärmsten unsere Klinik nutzen können, da die Behandlungskosten sehr sozial sind.»
Je nach Jahreszeit kann es in Man bis zu 36 Grad heiss sein, «bei der Arbeit läuft der Schweiss nur so herunter, weil es auch sehr feucht ist». Oder aber die Malariamücken haben Hochkonjunktur, dann kommen auch Eltern mit ihren Babys mit fast 40 Grad Fieber zur Behandlung. «Ich versuche für jeden Patienten, jede Patientin ganz persönlich da zu sein, zu grüssen, ein Lächeln zu schenken, ein liebes Wort zu sagen. Im Grunde genommen braucht es so wenig. Ich glaube, an die Armut der Menschen hier werde ich mich nie gewöhnen. Diese Ohnmacht auszuhalten ist nicht immer einfach, doch ich gebe, was ich kann und vertraue darauf, dass dies vielleicht mehr wert ist als viel Geld.»
Vor Krankheiten blieb auch Rosanna selber nicht verschont. Kurz vor ihrem 70. Geburtstag und dann auch wieder an Weihnachten: Typhus, Malaria und Parasiten… «Meine Freunde erkranken fast jeden Monat daran. Ich hatte ein halbes Jahr Ruhe, aber jetzt hat es mich wieder erwischt, aber zum Glück in abgeschwächter Form, denn ich bin dagegen geimpft.»
Neben ihrer Arbeit in der Klinik hat sich Rosanna auch im Leben der Mariapoli eingebracht: «Ich traf mich mit einer Kindergruppe und erzählte ihnen vom Leben der ersten Christen. Sie wollten nicht mehr nach Hause gehen. Einer Teenager-Gruppe, die sich auf die Taufe vorbereitete, gab ich einen Nachmittag lang Religionsunterricht. Nach Ostern war dann die Taufe von über 40 Jugendlichen. Die Kirche war übervoll. Der zweieinhalbstündige Gottesdienst verging wie im Flug. Anschliessend war im Freien Mittagessen und ihre grosse Freude wurde durch Tänze zum Ausdruck gebracht.»
Ausserdem hat sie jungen Frauen das Nähen beigebracht. Die Ergebnisse wurden ausgestellt und verkauft: «Mit dieser und vielen anderen Aktionen wollen wir hier in der Mariapoli vielen Jugendlichen aus ganz Westafrika die Reise zum Gen Fest in Man ermöglichen, das im August dieses Jahres parallel zum internationalen Genfest in Brasilien stattfindet.»
Ende Februar hiess es dann schweren Herzens Abschied nehmen von all den lieben Menschen, die sie in diesem Jahr in Man kennenlernen durfte. «Es fällt mir wirklich nicht leicht, aber andererseits freue ich mich auch auf die neue Herausforderung in Tansania. Mit großer Dankbarkeit blicke ich auf ein sehr reiches Jahr zurück. Ich durfte so viel erleben, so viele Freundschaften schließen, Freud und Leid teilen. Ich werde die Kinder mit ihrer Fröhlichkeit und Herzlichkeit sehr vermissen. Jeder Tag war ein Geschenk, das ich nicht missen möchte.»
Ursprünglich wollte sie anschliessend in die Schweiz zurück, doch nun geht ihr Abenteuer in Tansania weiter. Inzwischen ist sie dort angekommen. Im Mariapoli-Zentrum in Iringa wird sie bei der Betreuung der Kinder nach der Schule mitwirken.
Ein Beitrag von Beatrix Ledergerber. Fotos zur Verfügung gestellt von Rosanna Brusadelli.