
Die Freiwilligen Frauen in der D-A-CH-Zone haben eine neue Verantwortliche. Vom Weg dahin und wie Annette Bühs ihre Aufgabe angeht.
„Mit großer Freude möchten wir euch mitteilen, dass es eine neue Verantwortliche der Freiwilligen Frauen in der D-A-CH-Zone gibt. Es ist Annette Bühs aus Bocholt, Zonette Münster, … Margaret Karram hat sie gestern in einem offiziellen Schreiben bestätigt und ihr ihre Einheit zugesichert.“ Am 3. Juli schickten die Zonendelegierten Uschi Schmitt und Roberto Rossi diese Nachricht an die Mitglieder des Zonenrats; schon am Tag zuvor hatten es auch die Zonettenverantwortlichen der Freiwilligen Frauen erfahren.
Die große Freude hatte nicht zuletzt damit zu tun, dass der Bestätigung ein intensiver Suchprozess vorausgegangen war. Annette Bühs selbst erzählt davon: „Tatsächlich hatte Gaby Matthaei, unsere bisherige Verantwortliche, uns schon im Herbst 2023 mitgeteilt: ‚Ich möchte bald aufhören. Überlegt euch bitte, wie es weitergehen kann.’ Aber sie war ja noch da, und es schien nicht drängend.“
Die Zonettenverantwortlichen der Freiwilligen hatten sich in den letzten Jahren regelmäßig getroffen – per Zoom, aber auch einmal jährlich in Präsenz. Annette Bühs gehörte seit drei Jahren zu dieser Gruppe: „Unter uns war Gemeinschaft gewachsen, wir haben Leben geteilt. Und Gaby hatte uns mit in die Verantwortung genommen, immer wieder unser Mittun angefragt.“ Im September 2024 waren die Freiwilligen der Zone zu ihren Einkehrtagen in Castelgandolfo zusammengekommen. „Dabei wurde Gaby offiziell verabschiedet“, beschreibt Annette den Weg weiter, „auch wenn es noch keine Nachfolgerin gab.“
„Wie ist es mit meinem Ja zum Willen Gottes?“
Schon im Sommer 2024 war auch Annette gefragt wurden: „Dein Name ist genannt worden. Kannst du es dir vorstellen?“ Aber sie hatte die Aufgabe als Zonettenverantwortliche noch nicht lange übernommen, arbeitete für das Klaus-Hemmerle-Forum und war „nicht so viel jünger als Gaby“. „Ich sah es nicht, und sagte das auch. Trotzdem ließ mir das keine Ruhe“, erinnert sie sich. „Immer wieder kam mir der Gedanke: ‚Wie ist es mit deinem Ja zum Willen Gottes?’“ Kurz vor dem Treffen der Zonettenverantwortlichen im Februar ‘25 hatte Gaby Mattaei in einem Brief noch einmal von einem Gespräch mit Fanny Bava, der Verantwortlichen der Freiwilligen weltweit, erzählt. Sie hatte unter anderem gesagt: „Schließt nichts aus.“ Das war Annette Bühs unter die Haut gegangen: „Geb’ ich mein ganzes Ja? Oder schließe ich etwas aus, wenn ich sage, ich bin zu alt und habe ja schon einen Job? Mein Ja wollte ich Gott ganz geben“, spürte sie und ließ das dann auch Gaby Matthei und Uschi Schmitt wissen. Der Suchprozess ging weiter. Und im Juni stellte Uschi die Frage noch einmal. „Da konnte ich mit großer innerer Ruhe, aber auch mit Respekt vor der Aufgabe sagen: ‚Eccomi, da bin ich – mit meinem Ja zu dem Weg, den Gott mit mir, mit uns gehen will.“
Viele Rückmeldungen sind bei Annette Bühs eingetroffen, nachdem ihre Bestätigung die Runde gemacht hatte: „Das hat mich wirklich überrascht, mich gefreut und mir auch Kraft gegeben.“ Weil sie selbst in der Fokolar-Bewegung seit den 1980er-Jahren eine starke Erfahrung von Gemeinschaft gemacht hat, liegt ihr auch für ihren Dienst für die Freiwilligen und das ganze Werk das „Seid Familie!“ sehr am Herzen. „Alle Erwartungen kann ich sicher nicht erfüllen, aber ich bin bereit zu dem, wo Gott mich hinstellt“, unterstreicht sie. Dabei zählt sie sehr auf das Team aus Freiwilligen, mit dem sie gemeinsam diesen Dienst angehen möchte: „als Kernkreis, wo wir gemeinsam eine Erfahrung von Jesus in der Mitte machen und in Seinem Licht gemeinsam verstehen können, was dran ist.“
„Das hier ist Familie!“
Die Münsterländerin hat die Fokolar-Bewegung mit ihrer Familie in den 1980er-Jahren kennengelernt. „Wir bekamen Einladungen zu Mariapolis und anderen Treffen und haben uns dort sehr wohl gefühlt“, erzählt sie. Dann hat sie 1990 bei ihrer ersten Romfahrt eine starke Gotteserfahrung macht; sie spürte: „Ich bin nicht Gast hier, das ist Familie!“ Es begann die Zeit, die Annette mit „Hunger nach mehr!“ beschreibt. Sie nahm Kontakt auf zum Fokolar; das Ideal und die Berufung der Freiwilligen begeisterten sie. Obwohl viele Jahre die Jüngste in ihrem Kernkreis übernahm sie schon bald Verantwortung dafür, später auch für weitere Aufgaben. „Alles habe ich immer gern gemacht, und der ‚Hunger nach mehr‘ war lange da.“ Bis sie nach mehreren Jahren die intensive Erfahrung von innerer Erschöpfung machte, die wie ein Stoppschild wirkte und zu einem Rückzug aus einigen Aufgaben führte. „Ich musste neu lernen, was es bedeutet, ‚den Nächsten lieben wie sich selbst‘.“ Weitere gesundheitliche und persönliche Krisen blieben nicht aus, „doch gerade diese Zeiten waren unwahrscheinlich wertvoll und haben wesentlich dazu beigetragen, die Person und Freiwillige zu sein, die ich heute bin.“
Ein Beitrag von Gabi Ballweg im Mariapoli-Heft 5/2025; Fotos: privat