Wir haben berührende Botschaften von unseren muslimischen Freundinnen und Freunden zum Tode von Emmaus erhalten. Außerdem lassen wir Emmaus zu Wort kommen: Sie erzählt uns, wie sie zu ihrem Namen gekommen ist und was er ihr bedeutet.

Kondolenzschreiben

Nach der Nachricht von Emmaus‘ Tod erreichten uns viele Kondolenzschreiben. Hier sind beispielhaft drei von unseren muslimischen Freundinnen und Freunden:

Wir sind eine Familie

Liebe Geschwister im Fokolar, ich habe die Beerdigung von Emmaus über den Livestream mitverfolgt – und mein Herz war ganz bei euch.Es war ein Moment voller Liebe und Einheit, wie wir es in der Spiritualität des Fokolars so oft erfahren durften. 
Es war kein einfacher Abschied, sondern ein lebendiges Zeugnis eines Lebens voller Hingabe, stillem Leuchten und unerschütterlicher Hoffnung.
Ich habe gespürt, wie wir – trotz Entfernungen und verschiedener Sprachen – in diesem Moment ein einziger Leib waren.
So ist unsere Geschwisterlichkeit: sie überwindet Raum und Zeit und verbindet uns im Licht der gegenseitigen Liebe.
Ich danke Allah / Gott für diese geistliche Familie – und für das stille, kraftvolle Zeugnis, das Emmaus bis zum letzten Atemzug gegeben hat.
Lasst uns diesen Weg gemeinsam weitergehen, getragen vom Licht, mit Vertrauen, Freude und Treue.  Mit herzlicher Dankbarkeit und Liebe, euer Bruder K.A.

Heimgang

Liebe Geschwister, mit tiefer Betroffenheit und zugleich großer Dankbarkeit habe ich vom Heimgang unserer Schwester Emmaus, Maria Voce, erfahren.
Im Jahr 2018 durften wir während der christlich-muslimischen Konferenz in Rom das Haus von Chiara Lubich besuchen. Inmitten vieler beeindruckender Vorträge, Interviews und Gebete blieb mir vor allem ein flüchtiger, aber tief berührender Augenblick im Gedächtnis: die kurze Begegnung mit Emmaus selbst, dort im Herzen der Fokolar-Bewegung. Wir verstanden einander sprachlich kaum, doch ihr offener Blick, ihr stilles Lächeln und die spürbare Geistigkeit ihrer Präsenz vermittelten mir eindrücklich die „Sprache des gelebten Zeugnisses“. Dieses unerwartete, wortlose Verstehen hat mich bis heute begleitet.
Ihr sprecht vom „Heimgang“ – ein Wort, das mich unmittelbar an den koranischen Vers erinnert: «Siehe, wir gehören Allah, und zu Ihm kehren wir heim.» (Q 2, 156). So wird deutlich, dass wir Glaubende, trotz unterschiedlicher Traditionen, denselben Weg des Vertrauens gehen: aus der Liebe Gottes kommend, zu ihr zurückkehrend.
Ich bin in Gedanken und im Gebet bei Euch. Ich danke gemeinsam mit Euch für das Geschenk von Emmaus’ Leben und bitte Gott, dass ihr Beispiel des Dialogs, der Freiheit und der gelebten Geschwisterlichkeit weiter Früchte trägt.
In herzlicher Verbundenheit, R.Ö.

Eine Brücke zum Himmel

Liebe Mitglieder der Fokolar-Gemeinschaft!
Mit grosser Traurigkeit habe ich vom Heimgang von Emmaus erfahren. Die Liebe, Weisheit und verbindende Kraft, die sie ihr Leben lang getragen hat, haben in uns allen tiefe Spuren hinterlassen. Ihr Abschied lässt spüren, dass die Brücke, die sie zwischen Himmel und Erde gebaut hat, nun in einer neuen Dimension weiterbesteht.
Ich teile mit euch den Schmerz über diesen grossen Verlust und sende euch meine Gebete und aufrichtigen Beileidswünsche.  In Liebe und Verbundenheit, T.A.

Emmaus über Jesus in der Mitte

Im Jahr 2019 Hat Emmaus bei den Gen einen Vortrag über Jesus in der Mitte gehalten. Unten könnt ihr den ganzen Vortrag herunterladen, hier nur ein Auszug, in dem sie erzählt, wie sie zu ihrem Namen „Emmaus“ gekommen ist und was er ihr bedeutet.

Rocca di Papa, 14. September 2019

Jugendversammlung der Fokolar-Bewegung
in Anwesenheit der Delegierten des Werkes in den Zonen

Maria Voce (Emmaus):
JESUS IN DER MITTE – unsere Gegenwart und unsere Zukunft

(…) Jetzt eine persönliche Erinnerung.
1964 nahm ich in Grottaferrata hier in der Nähe am Ausbildungskurs für Fokolarinnen teil und eines Tages war Chiara gekommen, um genau über dieses Thema – Jesus in der Mitte – zu sprechen. Ich hatte diese Erfahrung noch nicht gemacht und war begeistert. Ich war erst ein paar Tage an der Schule und hatte noch nie im Fokolar gelebt, sondern lernte das gerade erst. Alles schien mir neu und großartig. Ich machte ständig Entdeckungen, war voller Freude und Begeisterung.
Als Chiara dann sprach, war ich noch mehr begeistert, denn ich merkte: was sie da sagte, entsprach genau dem, was ich gerade lebte. Deshalb schrieb ich Chiara anschließend, um ihr zu danken und sprach von der Freude, diese großartige Erfahrung der Gegenwart Jesu unter uns gemacht zu haben.
Und Chiara gab mir – ohne dass ich darum gebeten hätte – den Namen „Emmaus”. Das traf mich wie ein Blitz, denn plötzlich wurde mir klar, dass dieser Name meinem ganzen Leben den Sinn gab. Er erklärte meine Vergangenheit, denn ich hatte das Ideal durch eine Gruppe Jugendlicher, Studenten an der Uni in Rom, kennen gelernt, die Jesus in ihrer Mitte hatten. Ich wusste es nicht, aber sie hatten mich dermaßen fasziniert, dass ich mir das Ideal zu Eigen machte. Es war also Jesus in der Mitte, der mich so gepackt hatte.
„Emmaus“, das war der rote Faden in meinem vergangenen Leben – wie er es auch heute ist. Ich erlebte also diese Ausbildungszeit und entdeckte Augenblick für Augenblick, dass Jesus unter uns gegenwärtig war: unter uns Fokolarinnen und mit den anderen an der Schule. Er war es, der uns schulte, der uns wachsen ließ. Mein Leben war Jesus in der Mitte, meine Gegenwart war er. Und er erhellte auch meine Zukunft, denn ich sagte mir: Von jetzt an will ich einfach immer mit Jesus in der Mitte leben und vielen anderen dazu verhelfen, auch diese unglaubliche Erfahrung zu machen.
Das war und ist der Leitfaden für mein Leben und ich merke, dass ich Gott nicht genug dafür danken kann, denn es ist wirklich etwas Unglaubliches. Und ich kann bezeugen, dass ich die gleichen Auswirkungen wie die Emmausjünger erlebt habe. Nachdem Jesus verschwunden war, sagten sie: Das war der Meister! Brannte uns nicht das Herz, als er uns die Schrift erklärte? Also Jesus erklärte die Schrift, schenkte Erkenntnis, schenkte Licht.
Wie oft habe ich mit Jesus in der Mitte dieses Licht erlebt, (…) durch das man Ereignisse, Situationen, die Worte Gottes und seine Inspirationen begreift. Den beiden Jüngern brannte das Herz. Wie oft spürte auch ich, dass das Herz in mir brannte: in mir brannte der Wunsch, diese Erfahrung weiterzugeben, das Verlangen, voll und ganz zu leben, was Jesus in der Mitte mich hatte verstehen lassen; eine neue Glut und neuer Eifer erfüllten mich.
Wie ging es weiter mit den beiden Emmausjüngern? Sie kehrten sofort nach Jerusalem zurück. Warum? Sie wollten den anderen mitteilen, was sie erlebt hatten. Sie hatten eine unglaubliche Erfahrung gemacht: sie waren dem auferstandenen Jesus begegnet und das wollten sie allen weitersagen. Ist es nicht auch für uns so? Wenn wir diese Erfahrung gemacht haben, was kommt uns da in den Sinn? Die anderen! Ich kann es sagen, erzählen, diese Erfahrung allen weitergeben!
Ich kann also wirklich sagen, dass Jesus in der Mitte mein Leben von gestern, heute und morgen ist; und ich hoffe, das bleibt so – für immer, bis zum Ende. (…)