Günter Bransch (7.12.1931 – 27.1.2025)

Günter Bransch war evangelisch-lutherischer Pfarrer im Umland Berlins, als er in den 1960er-Jahren die Fokolar-Bewegung durch eine Gruppe von Priestern kennenlernte, die sich regelmäßig mit evangelischen Pfarrern zum geistlichen Austausch trafen. Unter ihnen war auch Heinrich Nocke sen., zusammen mit seiner Frau Ruth einer der ersten verheirateten Fokolare in der DDR. Günter Bransch war berührt vom Ideal: von Jesus in der Mitte, der gegenseitigen Liebe, Jesus dem Verlassenen. Als Rektor eines „Retraite-Hauses“ in Bad Sarrow lud er die Fokolare aus Berlin oft ein, bei Kursen zu sprechen.

Auch wenn Günter Bransch sich zunächst keiner Struktur anschloss, fühlte er sich ganz der „Familie
Chiaras“ zugehörig. Er hat oft bei Treffen, Mariapolis oder Schulungskursen für Priester in der damaligen DDR mitgewirkt. „Er war ein tiefgründiger Theologe und gleichzeitig sehr einfach. Ich erinnere mich an viele Gespräche mit ihm,“ erzählt Heike Vesper, evangelische Fokolarin am Centro Uno. „Er gab Ratschläge, die man nicht vergisst und an denen ich mich bis heute orientiere.“

Als Günter Bransch in den 1980er-Jahren Generalsuperintendent (Regionalbischof) in Potsdam wurde, schloss er sich der Gruppe der befreundeten Bischöfe der Fokolar-Bewegung an. 1988 war er mit in Ottmaring; dort hat er zusammen mit Chiara Lubich, Klaus Hemmerle und den anderen Bischöfen den Pakt der gegenseitigen Liebe geschlossen, der hinter der Kreuzikone der Kapelle dort aufbewahrt wird. Wegen der gesundheitlichen Situation seiner Frau konnte er selten an weiteren Treffen teilnehmen. Kardinal Vlk (Prag) und Bischof Joachim Reinelt (Dresden) besuchten ihn. Durch diese Besuche und die von Fokolaren und Priestern blieb er auf dem Laufenden. Nach dem Fall der Mauer übernahm er eine wichtige Rolle als Moderator des „Runden Tisches“ in Potsdam.

Paul Christian (Fokolarpriester, Zwochau) erzählt: „Als er mir am Telefon sagte: ‚Paul, es geht zuende’ und ich ihm antwortete: ‚Wir haben gleich die hl. Messe. Ich nehme dich mit rein’, bat er: ‚Nimm auch Maria mit rein.’ Das ist für mich sein Vermächtnis: Maria, die er aus evangelischer Sicht entdeckt hatte und uns weitergab.“ 

Ein Beitrag von Gabi Ballweg, Foto: privat